2 Bände, Faltblatt
Während der beiden Weltkriege des 20. Jahrhunderts werden die bisher bekannten Kampfzonen auf den Luftraum ausgeweitet. Die zunehmende Präsenz des Luftkrieges macht sich auch auf den Spielbrettern der Zeit bemerkbar, die das hochaktuelle Thema in großer Zahl und vielfältiger Form aufgreifen. Die vorliegende Arbeit eröffnet die Recherche zum Luftkrieg im Brettspiel, der innerhalb der kulturwissenschaftlichen Kriegsspielforschung bisher unberührt blieb. Die besprochenen Spiele beschränken sich auf den Produktionszeitraum zwischen 1914 und 1945 und werden als Objekte mit Zeitzeugencharakter behandelt, die inmitten einer Geschichte entstehen, die soeben erst geschrieben wird. Am Ende der Arbeit steht ein ausführliches Spieleverzeichnis mit transkribierten Regelwerken, das anhand von über dreißig Spielen einen Einblick in die Vielfalt der Darstellung des Luftkrieges gibt. Es lieferte die Basis für die grundlegende Frage, wie im zeitgenössischen Brettspiel vom Luftkrieg erzählt wird, und welche Wechselwirkungen bzw. Grenzziehungen sich zwischen Spielbrett und Schlachtfeld ergeben. In einem Staffellauf aus Spielanalysen, historischer Kontextualisierung und kulturwissenschaftlicher Theorie wird den nuancenreichen Grauzonen unter den glatten Spieloberflächen nachgespürt. In zunehmender Tiefe wird bei retrospektiver Betrachtung immer undeutlicher, ob die Anwendung von Johan Huizingas Denkfigur des Zauberkreises für die Kriegsspiele noch angemessen ist, oder ob die Grenzen zwischen Spiel und Ernst nicht längst überschritten sind.
Betreuung: Prof. em. Dr. Helmut Lethen