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PRESSEAUSSENDUNG

Kunstuni Linz eröffnet BestOff mit Tonskulptur, Frotteegebilden und gehäkelten Luftalarm-Daten

Pressemitteilung vom 4. November 2025

Die Jahresausstellung zeigt von 5. bis 18. November das große Potential der Studierenden: Diesmal sind 45 ausgewählte – und zum Teil hochaktuelle – Arbeiten zu sehen, die in den Ateliers, Studios und Werkstätten entstanden sind.

Eine interaktive Skulptur fordert Besucher*innen gleich im Erdgeschoss der Kunstuniversität auf, mit feuchtem Ton gemeinsam die Zukunft zu gestalten. In der Galerie splace warten große Gebilde aus Frottee, die die Härten der Außenwelt erträglicher machen sollen. Und im verwinkelten zweiten Untergeschoß sind gehäkelte Decken zu sehen, die die Luftalarm-Daten von Odessa festhalten. 

Im Wintersemester setzt die Kunstuniversität Linz das große Potential ihrer Studierenden aus 60 Nationen und damit der nächsten Generation an Künstler*innen in Szene – und heuer sind viele Kunstwerke von außergewöhnlicher Aktualität. Das seit 2003 etablierte Ausstellungsformat BestOff macht stets ausgewählte Arbeiten, die während der letzten beiden Studienjahre in den Ateliers, Studios und Werkstätten entstanden sind, einer breiten Öffentlichkeit zugänglich.

Aus insgesamt 136 Einreichungen wurden von einer hochkarätig besetzten Jury 45 Kunstwerke von Studierenden ausgewählt. Teilnahmeberechtigt waren alle Inskribierten und alle Absolvent*innen, die das Studium seit dem Sommersemester 2024 abgeschlossen haben. Die ausgewählten Arbeiten sind bis 18. November im splace, im Erdgeschoss und in den Untergeschossen der Kunstuniversität auf Hauptplatz 6 zu sehen.

Für die BestOff 2025 hat Julia Gutweniger, renommierte Filmemacherin und bildende Künstlerin sowie Lehrende in der Malerei & Grafik-Siebdruckwerkstatt an der Kunstuniversität Linz, die Kuration übernommen: Durch Anleihen aus ihrer filmischen Arbeit ist bei der Montage einzelner Episoden ein großes Ganzes innerhalb der Ausstellung entstanden, „bei dem sich Bögen spannen, Assoziationen bilden und Querverbindungen herstellen lassen“, wie sie selbst sagt. Julia Gutweniger ist freischaffende Künstlerin in den Bereichen Malerei, Grafik und Film. 2007 bis 2015 absolvierte sie das Studium der Malerei und Grafik bei Ursula Hübner an der Kunstuniversität Linz. Seit 2018 ist sie in der künstlerischen Lehre im Feld der Druckgrafik an der Kunstuniversität Linz tätig, seit 2023 Senior Artist in der Malerei & Grafik Siebdruckwerkstatt. Neben Ausstellungen und Projekten im In- und Ausland wurden ihre filmischen Arbeiten im Regie-Duo „Villa Mondeo“ gemeinsam mit Florian Kofler auf zahlreichen internationalen Filmfestivals ausgezeichnet.

Unterstützt wurde Julia Gutweniger von der Jury, der auch die Filmemacherinnen Lotte Schreiber und Anna Spanlang, Fotografin Anna Breit sowie Maler Georg Pinteritsch angehörten. Aus der Werksauswahl dieser Expert*innen ergibt sich die Jahresausstellung. In die kuratorische Arbeit mit eingebunden war Ophelia Pauline Reuter als bildende Künstlerin und kuratorische Assistentin, dazu war Josepha Krüger als technische Assistenz tätig. Wortkünstlerin Lara Rachbauer zeichnet für den Ausstellungskatalog mitverantwortlich.

Die gezeigten Arbeiten im östlichen Brückenkopfgebäude sind ein repräsentativer Querschnitt aus den Studienrichtungen der vier Institute. Bildhauerei, Malerei und Zeichnung werden genauso gezeigt wie Grafik, Fotografie, Video, Film, Design und Architektur, dabei kommen die verschiedensten Materialien wie Ölfarbe, Keramik oder Textilien zum Einsatz – und auch eine Performance sowie eine Lesung mit Sound stehen auf dem Programm.

Brigitte Hütter, Rektorin der Kunstuniversität Linz, freut sich auf regen Dialog und Diskussion bei der BestOff: „Im heurigen Gedenkjahr – wir feiern 80 Jahre Kriegsende, 70 Jahre Staatsvertrag und 30 Jahre EU-Beitritt – befassen sich einige Arbeiten mit Österreichs Erinnerungskultur. Andere Projekte, mitunter von internationalen Studierenden, die aus Krisengebieten stammen, zeigen, dass Frieden in Europa bis heute keine Selbstverständlichkeit ist. Angesichts dieser Herausforderungen sind auch Fragen nach der Identität, Zugehörigkeit und dem Menschsein bei der Werkschau sehr präsent. Damit schlagen die aktuellen künstlerischen und gestalterischen Arbeiten unserer Studierenden die Brücke weit in die Zukunft hinein.“

 

Alles rund um BestOff 2025

Am Mittwoch, den 5. November um 18:00 Uhr findet an der Kunstuniversität Linz, Hauptplatz 6, die Eröffnung der BestOff 2025 statt. Die Rede zur großen Jahresausstellung hält Rektorin Brigitte Hütter, zur Ausstellung spricht auch Julia Gutweniger, die diesjährige Kuratorin der BestOff. Im Anschluss finden eine Soundperformance von Daniel Hans Walter sowie eine Lesung von Laura Weissmit Sound von Maxemilian van der Meer statt.

Öffnungszeiten:
Mo bis Fr 11:00 bis 18:00 Uhr und
Sa 10:00 bis 13:00 Uhr

Ausstellungsorte: splace, Erdgeschoss auf Hauptplatz 6 sowie 1. und 2. Untergeschoss auf Hauptplatz 6.

 

Weitere Infos zum Programm bis Dienstag, den 18. November sind unter diesen Links abrufbar:

↪ /ausstellungen.kunstuni-linz.at/bestoff

↪ kunstuni-linz.at

Pressefotos

Kunstwerke aus pastellfarbenen Stoff
Mit der Arbeit „Deceiving Happiness" thematisiert Max Menschhorn (Studienrichtung Fashion & Technology) Trauma als Barriere zur Außenwelt und übersetzt soziale Schutzmechanismen in physischen Raum, wo Flausch- und Frotteestoff zur tragbaren Rüstung wird. Die scheinbar fröhlichen und sorglos wirkenden Objekte aus anschmiegsamem Stoff, bunten Farben und organischen Formen bilden eine Fassade zum Selbstschutz – Menschhorn schafft portable Strukturen, die Isoliertheit körperlich und in gemeinsamer Wärme erfahrbar machen. Zu sehen im splace, Hauptplatz 6
© Leyla Dehring
Kunstwerk aus Lehm und zwei Kinder, die es berühren
Die Arbeit „vor dem was kommt“ aus der Werkserie „Cancel Sculpture“ von Vinzenz Erdmann Zsutty (Studienrichtung Bildhauerei – transmedialer Raum) ist eine interaktive Skulptur. Die weiche, feuchte Tonmasse kann nur durch kollektives Handeln und physisches Eingreifen während der Ausstellungszeit bestehen. Der Künstler setzt sich darin mit Zukunftsängsten, Gefühlen von Machtlosigkeit und deren möglicher Bewältigung auseinander. Die Skulptur wird so zu einem Appell, die Zukunft gemeinsam und aktiv zu gestalten, auch wenn man sich dabei wohl unter Umständen die Hände schmutzig machen muss. Zu sehen im Erdgeschoss, Hauptplatz 6
© Vinzenz Erdmann Zsutty
Gehäckeltes Kunstwerk in verschiedenen Farben auf weißer Wand
Die textile Arbeit „Luftalarm“ von Eleonora Hrybniak (Studienrichtung Künstlerische Fotografie) zeigt zwei großformatige gehäkelte Decken. Ausgangspunkt dafür sind die täglich gesammelten Luftalarm-Daten aus ihrer Heimatstadt Odessa, welche die Künstlerin seit Anfang 2024 in eine Art fortlaufenden textilen Kalender übersetzt. Die Dauer und Häufigkeit der akustischen Warnsignale – von Tagen ohne Alarm bis zu langen Alarmen von mehreren Stunden – werden durch unterschiedliche Farben repräsentiert, eingearbeitet und dokumentieren so den Alltag unter Bedrohung – jede Maschenreihe: ein Kriegstag. Häkeln wird zu einer Art Archivierung des Krieges – und ist dabei ein stiller, beständiger Widerstand aus Wolle. Zu sehen im UG2, Hauptplatz 6 /
© Eleonora Hrybniak
Gedenktafel mit Inschrift auf Stein mit Graffiti
Einblick in Thematiken der Kulturwissenschaften, Medienkultur- und Kunsttheorien an der Kunstuniversität Linz bietet das Projekt „Wildes Gedenken“ von Julia Brunner, Morna Bodner, Riva Freiseisen, Dana Patsch, Charlie Klee und Rosina Marie (Studienrichtungen Kulturwissenschaften, Medienkultur- und Kunsttheorien, Experimentelle Gestaltung) Zu sehen sind Aufzeichnungen von Vorträgen, die in den Studierenden-Panels im Rahmen der gleichnamigen Tagung zu nicht-institutionalisiertem Erinnern an die Verbrechen des Nationalsozialismus im Mai 2025 entstanden sind. Die sechs Vorträge befassen sich mit Graffiti als aktiver und partizipativer Teilhabe am Erinnerungsdiskurs, dem Potenzial queerer Erinnerungskultur und dem (Nicht-)Gedenken konkreter Ortschaften in Österreich. Die Studierenden formulieren und formen darin Ansätze eines transparenten, sensiblen und inklusiven (Ge-)Denkens. Zu sehen im UG2, Hauptplatz 6
© Julia Brunner