Krisen und Katastrophen sind häufig Motoren für Veränderungen: Die Gegenwart zwingt uns, bekanntes Terrain zu verlassen. Mit den Expeditionen ins Jetzt wagen wir uns hinaus in unsichere Zeiten. Wie wollen wir miteinander leben? Wo sind und entstehen Kommunikationsräume, wenn Nähe Gefahr birgt? Wie zugänglich sind sie, wer kann sie nutzen und wofür? Zusammen mit den Abteilungen Architektur, Visuelle Kommunikation und KollegInnen der National Kaohsiung Normal University unternehmen wir vier Tagesexpeditionen:
- Expedition #1 (Abt. Visuelle Kommunikation): Mapping the Now
- Expedition #2 (Abt. Kunstgeschichte und Kunsttheorie): Dispositive der Ansteckung und geschlossene Räume
- Expedition #3 (Taiwan): Carbon Neutrality
- Expedition #4 (Architektur): Urban Commons of the Now
Expedition #2: Dispositive der Ansteckung und geschlossene Räume
Das Material des Jahres 2020 ist das Plexiglas. Die Corona-Krise zieht neue Grenzen; gleichzeitig macht sie bestehende soziale Grenzen sichtbar und bringt als »Hotspots« Orte ins Bewusstsein, die sonst der öffentlichen Aufmerksamkeit entgehen – seien es Schlachthöfe, überfüllte Wohnheime, Nerzfabriken oder Altenstifte. Die Schließung anderer potentieller Infektionsherde wie Kinos, Clubs, Universitäten, Kunsträume oder Kaffeehäuser macht uns bewusst, welche Rolle sie zuvor für ganz andere Formen der ›Ansteckung‹ spielten. Wir vermissen sie als Orte, an denen Funken überspringen, an denen wir uns von Ideen oder der Begeisterung anderer anstecken lassen, Ohrwürmer wandern, Emotionen durch Bilder oder Texte übertragen werden. Gesellschaft lebt vom Einander-Affizieren. Wo findet soziale Ansteckung jetzt statt? Und wie lässt sie sich trotz geschlossener Räume fördern?
Die zweite Expedition ins Jetzt erforscht die Dynamik geschlossener Räume, ihre Schwellen, Passagen und Zeitlichkeiten, die neuen und alten Grenzen im (semi-)öffentlichen Raum. Die TeilnehmerInnen bewegen sich in den Zwischenzonen, beobachten die Operationen der Öffnung und Schließung, befragen GrenzgängerInnen, bieten sich als BotInnen an, schleusen Dinge oder Botschaften über Barrieren und experimentieren so mit Formen der Ansteckung jenseits medizinischer Diskurse.
Betreut von: Clemens Bauder, Tina Frank, Anne von der Heiden, Marianne Pührerfellner, Katharina Weinberger-Lootsma, Mali Wu
Kooperation mit: den Abteilungen Architektur, Visuelle Kommunikation und der National Kaohsiung Normal University
Website: now.ufg.at
