27. Mai 2025, 11.00 Uhr Kunstuniversität Linz, Domgasse 1, Expostmusik, 4020 Linz
Die Abteilung Kunstgeschichte und Kunsttheorie lädt zum Vortrag von bankleer, Karin Kasböck & Christoph Maria Leitner.
Trotz des allgemeinen Bewusstseins für die komplexe Verflechtung der Kunst mit Macht- und Subjektpositionen, bleiben bestimmte Aspekte im Betriebssystem unerforscht. Hinter bekannten Protagonist*innen, Werken und Institutionen verbergen sich zahlreiche Handlungen und Prozesse, die infrastrukturell unverzichtbar sind, doch zugleich kaum Beachtung finden und unhinterfragt existieren.
Gleichzeitig gibt es Akteur*innen, die dies kritisch thematisieren. Sie schaffen Bewusstsein für die systemstiftenden Operationen des Zuhörens, Beziehungen Knüpfens, Koalierens, Organisierens, Unterstützens, Vermittelns, Schreibens, Bewahrens, Sammelns, Ordnens, Kalkulierens, Schreibens, Einladens… Insbesondere im Kontext machtpolitischer Umbrüche, sozialer Konflikte, institutioneller Transformationen, prekärer Räume sowie komplexer ökologischer und ökonomischer Realitäten hat ihre aktive Auseinandersetzung mit den gegebenen Infrastrukturen des Kunstbetriebs besondere Relevanz.
Karin Kasböck und Christoph Maria Leitner sind seit 1999 unter dem Namen bankleer bekannt und wurden 2025 auf die Professur für Plastik und Environment berufen. Karin Kasböck absolvierte ihren Magister Artium an der Ludwig-Maximilian-Universität bei Professor Hans Daucher und studierte Kunst im Kontext an der Universität der Künste Berlin. Christoph Maria Leitner studierte Malerei in der Klasse von Helmut Sturm an der Akademie der Bildenden Künste München.
Kunst ist für bankleer eine Praxis, die auf soziale, politische und ökologische Ereignisse antwortet. Ein wiederkehrendes Thema sind die enormen Formkräfte des Neoliberalismus und die Frage nach gesellschaftlicher Wirksamkeit von Kunst. Ihre interdisziplinären Arbeiten umfassen skulpturale Performances, Happenings, Objekte, Environments, Videoessays, Texte sowie Aktionen und Interventionen im öffentlichen Raum. Sie bewegen sich im Spannungsfeld zwischen diskursiven Medien und ästhetischen Übertragungen von Emotionen und Spekulationen. Eine künstlerische Praxis, die mit Begeisterung und Einbildungskraft versucht, die Welt trotz aller Umbrüche, Risse und Spannungen als gestaltbar zu erfahren.
Das Format TAKE CARE! versammelt Expert*innen, die das System handelnd hinterfragen und einen Dialog eröffnen, der sich mit dem Konzept und der Praxis des „curare“ (lateinisch für „kümmern“) beschäftigt; also mit der Verpflichtung gegenüber Menschen, Objekten und Orten und der Verantwortung für einen respektvollen Umgang mit der Welt, die sie umgibt. Dabei sollen insbesondere Personen zu Wort kommen, die in ihrer Praxis Fragen von Partizipation, Ein- und Ausschlüssen sowie transkulturellen Bedingtheiten adressieren. Im Kontext der kuratorischen Praxis bedeutet dies, sich keineswegs bloß um die Auswahl und Präsentation der Kunst, sondern um Kunstwerke, Künstler*innen und Betrachter*innen gleichermaßen zu kümmern, sich für sie einzusetzen. Durch ihre Fürsorge schaffen sie Verbindungen, fördern Reflexion und Dialog und etablieren eine Atmosphäre des Respekts.
TAKE CARE! lädt diejenigen, die in verschiedensten Arten und Weisen an der Konstruktion von Infrastrukturen beteiligt sind und sich mit sozio-politischen Bedingungen und Widerständigkeiten auseinandersetzen, ein, an einem Tisch Platz zu nehmen und ihre Erfahrungen zu teilen.