Ausstellung
1. bis 8. Juni 2021
Galerie WHA, Domgasse 1, 4020 Linz
Ausstellungsprojekt von und mit Jette Gejl Kristensen in Kooperation mit Studierenden der Künstlerischen Wissenspraktiken im Rahmen des Seminars BEIGE MATTERS von Sen. Sct. Dr. Sarah Kolb.
Beige ist eine sehr junge Farbe. Erstmals 1877 von dem französischen Schriftsteller Edmond de Goncourt in dem Roman »Die Dirne Elisa« zur abfälligen Beschreibung eines Kleides aus Rohwolle erwähnt, etablierte sich der dezente Naturton im frühen 20. Jahrhundert zu einem Inbegriff von Eleganz und zum Stilmittel einer Bourgeoisie, die es sich buchstäblich leisten konnte, sich mit einer Farbe zu schmücken, die doch weithin im Ruf stand, ausgesprochen langweilig und mittelmäßig zu sein. Nach und nach breitete sich die Farbe quer durch alle Lebensbereiche und sozialen Schichten aus. Eine Brücke zwischen Naturmaterial und vollendetem Design schlagend, scheint Beige wie keine andere Farbe geeignet, ästhetische wie soziale Grenzen und Differenzen in einem alles verbindenden Grundton aufzuheben.
Die dänische Künstlerin Jette Gejl Kristensen betreibt mithilfe vielfältiger Medien – angefangen von Strategien des Ready-made über partizipative Mal- und Kochworkshops bis hin zu therapeutischen Interventionen – eine systematische Untersuchung der Farbe Beige, die jenseits kulturhistorischer, politischer und sozialer Aspekte vor allem auch persönliche Geschichten, Eindrücke und Gefühle in den Blick rückt, die mit der Farbe Beige sowie mit konkreten beigen Objekten und Environments in Verbindung gebracht werden. Im Sinne dieses radikal subjektiven Zugangs dient die Farbe Beige als eine Art Katalysator, um einen demokratischen, undogmatischen und ungezwungenen Begegnungs- und Handlungsraum zu öffnen, in dem sich Menschen jenseits von Erwartungen und Leistungsdruck einbringen und begegnen können.
Jette Gejl Kristensen (Aarhus) ist seit 2007 künstlerisch-wissenschaftliche Mitarbeiterin der Aarhus University, war in zahlreichen Jurys und Gremien vertreten und blickt auf viele internationale Einzel- und Gruppenausstellungen zurück.
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