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Leon Vatter

Wer gestaltet wessen Zukunft? Eine Wissenschaftskritik der Zukunftsforschung

Beginn des PhD-Programms / Start of the PhD-Program: WS 2021

Betreuung / Supervision:
Karin Harrasser

Mit der Arbeit „Wer gestaltet wessen Zukunft? – Eine Wissenschaftskritik der Zukunftsforschung" verfolge ich das Ziel, implizite Machtstrukturen in der akademischen Zukunftsforschung aufzuzeigen und zu kritisieren. Darauf aufbauend schlage ich mit dem Begriff der „Situierten Zukünfte“ eine künstlerisch-wissenschaftliche Praxis zur Produktion von Zukunftswissen vor. In der akademischen Zukunftsforschung in Europa und den USA werden wissenschaftliche Studien entwickelt, deren Wirkmächte weit über ihre regional begrenzten Entstehungsbedingungen hinausgehen und globale Zukünfte gestalten. Aus dieser Feststellung entstehen folgende Leitfragen für eine historische Auseinandersetzung mit der Akademisierung und Institutionalisierung der Zukunftsforschung: Wie ist die akademische Zukunftsforschung situiert? Nach welchen Formen und Regeln wird Zukunftswissen produziert und institutionalisiert? Wie entstehen Agenden der Zukunftsforschung und wo werden ihre Ergebnisse angewendet? Wer profitiert von wissenschaftlichen Aussagen über die Zukunft – und wer nicht? Daraus ergibt sich die Notwendigkeit einer methodologischen und wissenschaftstheoretischen Auseinandersetzung: Kann Zukunftsforschung objektiv sein? Und ferner: Wie entstehen wissenschaftliche Aussagen über die Zukunft und welche Werte werden darin reproduziert? Die hier erläuterte Unmöglichkeit von Werturteilsfreiheit in der Zukunftsforschung führt jedoch nicht zu dem Schluss ihres notwendigen Objektivitätsverlusts – im Gegenteil: Anhand von Positionen von u.a. Helen Longino, Donna Haraway und Sandra Harding argumentiere ich für pluralistische, situierte und „streng objektive" Formen künstlerisch-wissenschaftlicher Zukunftsforschung.

Kurz-Biographie / Short Bio:
Leon Vatter studierte Philosophie und Politikwissenschaften an der Freien Universität Berlin und der Universitá di Urbino. Seit Oktober 2019 arbeitet er als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Studium Generale an der Universität der Künste Berlin und gibt dort regelmäßig Lehrveranstaltungen im kulturwissenschaftlichen und interdisziplinär-künstlerischen Lehrbereich. Seine Arbeitsgebiete liegen in der politischen Philosophie, der feministischen Wissenschaftstheorie und der Zukunftsforschung. Neben der Lehre ist er dort im 2020 gegründeten und vom DAAD-geförderten Integra-Projekt Beyond UdK tätig.