Pressemitteilung vom 25. November 2025
Die Ausstellung „FRAUEN*ZIMMERSCHIESSEN“ von Elisa Andessner zeigt im splace, wie Frauen einst als Motiv für Schießscheiben herhalten mussten. Die Initiative „StoP – Stadt ohne Partnergewalt Linz“ und das autonome Frauenzentrum Linz, das heuer sein 45-jähriges Bestehen feiert, präsentieren, was Gewalt anrichtet und wie man ihr mit Zivilcourage entgegentreten kann.
Vom Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen am 25. November bis 10. Dezember, dem Tag der Menschenrechte, erleuchten weltweit viele öffentliche Gebäude in Orange, um ein Zeichen zu setzen – auch der Transzendenzlift auf der Kunstuniversität Linz wird wieder 16 Tage lang mit der Signalfarbe beleuchtet, um ein Zeichen im Zuge der UN-Kampagne „Orange the World“ zu setzen.Dazu mobilisiert die Kunstuni Linz mit einem besonderen Kulturprogramm 16 Tage lang gegen Gewalt an Frauen.
Im Jahr 2024 fielen in Österreich 27 Frauen einem Femizid zum Opfer. In den darauffolgenden zehn Monaten, also heuer, wurden erneut zwölf Frauen von Männern vorsätzlich getötet – aufgrund ihres Geschlechts bzw. aufgrund von „Verstößen“ gegen die traditionellen sozialen und patriarchalen Rollenvorstellungen, die Frauen zugeschrieben werden. Die Zahlen sind erschreckend und erfordern ein entschlossenes Handeln von Politik und Gesellschaft. Die Linzer Künstlerin Elisa Andessner greift das Thema in kulturgeschichtlichen Kontexten auf und zeigt das Schießen auf Frauen in einer schonungslosen Darstellung anhand von Schützenscheiben, die unzählige Einschusslöcher aufweisen und so einen verstörenden Zusammenhang mit Femiziden der Gegenwart offenlegen.
Konkret thematisiert Elisa Andessner die kulturelle Verankerung von Gewaltverhältnissen mit ihrem neuen Projekt „FRAUEN*ZIMMERSCHIESSEN“, das ab 25. November im „splace“, dem Ausstellungsraum der Kunstuniversität Linz, zu sehen ist. Im Mittelpunkt stehen die in der österreichischen Identität tief verwurzelte Tradition des Schießens sowie deren Verflechtungen mit romantischen und patriarchalen Erzählformen. Historische Schützenscheiben und Schützenfestpostkarten zeigen von Patronen durchlöcherte Frauendarstellungen und illustrieren auf irritierende Weise das Werben um Frauen mit dem Akt des Schießens. Aus diesem akribisch gesammelten Material entstanden in Kooperation mit der Fotokünstlerin Violetta Wakolbinger, dem Filmteam Alenka Maly und Roland Freinschlag, dem Designer Tobias Zucali und der Schützenscheibenmalerin Romana Hörzing künstlerische Arbeiten, die gegen die tödliche Gewalt an Frauen eindrückliche Anklage erheben.
„FRAUEN*ZIMMERSCHIESSEN“ umfasst eine Fotoserie von beschossenen Schießscheiben aus Museumsarchiven, zudem präsentiert die Rauminstallation „Mahnwache der Ahninnen“ lebensgroße Frauenfiguren. Ebenso werden originale Schützenfestpostkarten aus dem späten 19. Jahrhundert zu sehen sein – sowie eine Schützenscheibe mit Andessners eigenem Konterfei. Diese ist Objekt der performativen Videoarbeit „Treff ich dich ins Herz“, in der die Künstlerin mit der Waffe schließlich auf sich selbst zielt. „Mir geht es um eine Inbildsetzung“, erklärt die Künstlerin, „die das Töten in einem deutlichen Gegensatz zur kulturellen Überlieferung einer Liebelei veranschaulicht“.
Dazu bespielt die Initiative „StoP – Stadt ohne Partnergewalt Linz“ die Ausstellung mit Veranstaltungen gegen häusliche Gewalt und für Zivilcourage. Ziel ist es auf das Tabuthema Partnergewalt aufmerksam zu machen und Information zu Hilfs- und Beratungsmöglichkeiten sowie Zivilcourage zu verbreiten. Um diese Verbindung erfahrbar zu machen, ist StoP Linz durch ein in den Ausstellungsraum installiertes Wohnzimmer präsent. Diese Art der Raumgestaltung wurde bewusst gewählt, da Gewalt gegen Frauen* größtenteils in den eigenen vier Wänden geschieht, dort, wo eigentlich Schutz und Sicherheit gegeben sein sollten. Das Wohnzimmer ist aber nicht nur Rauminstallation, sondern auch Aktionsraum: Während der Ausstellungsdauer finden darin Workshops, Nachbarschaftstische, gemeinsame Führungen und weitere Formate statt. Zudem lädt das Wohnzimmer Besucher*innen zum Verweilen, Austauschen und Vertiefen ein.
Das autonome Frauenzentrum Linz wiederum, das heuer sein 45-jähriges Bestehen feiert, eröffnet am 25. November um 19.30 Uhr sein Jubiläumsfest am Hauptplatz sowie die Ausstellung „(Un)sichtbar“ im westlichen Brückenkopfgebäude der Kunstuni Linz auf Hauptplatz 8, in der die Geschichte von Gewalt, Widerstand und Anerkennung gezeigt wird. Die Künstlerin und Lehramt-Studierende Kerstin Ullmann hat mit Mitarbeiter*innen des autonomen Frauenzentrums im Zuge eines Papierschöpf-Workshops aus Erzählungen Betroffener, geschredderten Anzeigen und Akten Werke erarbeitet, die präsentiert werden. Eine Klientin stellt zudem ihre Gedichte, die sie über ihre Gewalterfahrung geschrieben hat, auf neugeschöpftem Papier zur Verfügung – diese sind in einer „Holzbox“ (mit Triggerwarnung) zu lesen. Die Besucher*innen bekommen kleine Taschenlampen, damit sie auch versteckte Texte in den Papieren besser beleuchten können, denn – wie generell bei diesem Thema – muss die Gesellschaft genauer hinsehen.
Rektorin Brigitte Hütter: „Die Kunstuniversität Linz thematisiert 16 Tage lang, dass Gewalt an Frauen alle sozialen Schichten in Österreich und weltweit betrifft – und auch, wie ihr mit Zivilcourage entgegengetreten werden kann. Denn noch immer sind patriarchale Strukturen und damit verbundene Männergewalt eine reale Lebensbedrohung für Frauen, auch darauf weisen wir hin, mit aufrüttelnden Ausstellungen von Künstler*innen sowie mit Werken von gewaltbetroffenen Frauen und Mitarbeiterinnen des autonomen Frauenzentrums.“
Ramona Holzschuh von „StoP – Stadt ohne Partnergewalt Linz“: „Mit der Beteiligung an der Ausstellung möchten wir noch mehr Menschen für das Thema Gewalt gegen Frauen* sensibilisieren und zum Handeln anregen. Besucher*innen sollen die Ausstellung nicht nur nachdenklich, sondern auch gestärkt verlassen: Ausgestattet mit Wissen, Mut und einem „Handlungskoffer“ für mehr Zivilcourage im Alltag.“
Andrea Ilsinger vom autonomen Frauenzentrum: „Es gibt nach 45 Jahren noch immer keine gewaltfreie gleichberechtigte Gesellschaft. Viele Frauen und Mädchen müssen aufgrund ihres Geschlechts die unerträglichsten Erfahrungen machen – Chancengleichheit gibt es nicht! Unsere Gesellschaft will diese Realität noch immer nicht wahrhaben oder diese verdrängen! Aber die Kooperation mit Elisa Andessner, mit ,StoP – Stadt ohne Partnergewalt Linz‘ und allen anderen Mitwirkenden zeigt gelebte Frauen*solidarität, welche wieder motiviert für die nächsten 45 Jahre!“
Termine rund um 16 Tage gegen Gewalt an der Kunstuni Linz
Eröffnung der Ausstellung „FRAUEN*ZIMMERSCHIESSEN name it | count it | end it“ von Elisa Andessner
in Kooperation mit StoP-Stadt ohne Partnergewalt Linz, Violetta Wakolbinger,
Alenka Maly, Roland Freinschlag, Tobias Zucali, Romana Hörzing
Wann: Dienstag, 25. November um 18:00 Uhr
Wo: splace, Kunstuni Linz, Hauptplatz 6, 4020 Linz
Die Begrüßung erfolgt durch Rektorin Brigitte Hütter, dazu gibt es Ansprachen von Karin Schneider, Leiterin Kunstvermittlung Museen der Stadt Linz, und von Ramona Holzschuh von „StoP - Stadt ohne Partnergewalt Linz“
Laufzeit der Ausstellung bis 10. Dezember
Öffnungszeiten: Mo bis So, jeweils 10:00 bis 18:00 Uhr
Eröffnung der Ausstellung „(Un)sichtbar“
Wann: Dienstag, 25. November um 19:30 Uhr
Wo: Kunstuni Linz, Hauptplatz 8
Programm während der Ausstellungsdauer
Ausstellungsgespräch mit Karin Schneider, Leiterin Kunstvermittlung Museen der Stadt Linz), StoP Linz und Elisa Andessner
Wann: Do, 27. November um 17:00 Uhr
Wo: Lentos Kunstmuseum, Doktor-Ernst-Koref-Promenade 1, 4020 Linz
Workshop von StoP Linz „Mut beginnt mit dir – Zivilcourage zählt“
Wann: Donnerstag, 27. November um 18:15 Uhr
Wo: splace, Kunstuni Linz, Hauptplatz 6, 4020 Linz
Ausstellungsführung & Poetry Slam
Wann: Dienstag, 2. Dezember um 17:00 Uhr
Wo: splace, Kunstuni Linz, Hauptplatz 6, 4020 Linz
Ausstellungsführung mit Elisa Andessner und Violetta Wakolbinger
Wann: Freitag, 5. Dezember von 15:50 bis 17:30 Uhr
Wo: splace, Kunstuni Linz, Hauptplatz 6, 4020 Linz
female*upgrade by MAERZ / Ausstellungsführung FRAUEN*ZIMMERSCHIESSEN
Wann: Dienstag, 9. Dezember von 18:00 bis 18:30 Uhr
Wo: splace, Kunstuni Linz, Hauptplatz 6, 4020 Linz
Diskussion mit Abena Carty-Pinner, Frauenbeauftragte der Stadt Linz, Ramona Holzschuh von StoP Linz, Eva Knaus-Reinecker vom ReichenHallMuseum sowie der Künstlerin und Autorin Klara Charlotte Zeitz
Wann: Dienstag, 9. Dezember von 19:00 bis 20:00 Uhr
Wo: Künstler*innenverein MAERZ, Eisenbahngasse 204, 4020 Linz
Workshop mit Klara Charlotte Zeitz „RAGE WRITING. Handlungsstrategien gegen die Ohnmacht“
Wann: Mittwoch, 10. Dezember von 10:00 bis 15:00 Uhr
Wo: splace, Kunstuni Linz, Hauptplatz 6, 4020 Linz
Nähere Infos unter: https://www.linz.at/frauen
Links zu Anmeldungen unter:
https://www.elisaandessner.net/projects/frauen-zimmerschiessen