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PRESSEAUSSENDUNG

Kunstuniversität Linz öffnet Keller für Ausstellung über Spuren der NS-Herrschaft

Linz, am 28. April 2021

Ausstellungseröffnung und Podium zum Gedenktag gegen Gewalt und Rassismus am 5. Mai

Die Kunstuniversität Linz begeht den Gedenktag gegen Gewalt und Rassismus am 5. Mai mit einer Ausstellungseröffnung samt Podium: „Aus der Dunkelheit“ im Uni-Keller versammelt 30 Studierenden-Arbeiten, die sich mit den Spuren der NS-Herrschaft auseinandersetzen. Ausgangspunkt war die Beschäftigung mit den damals errichteten Brückenkopfgebäuden, dem heutigen Zuhause der Universität. Künftig ist eine jährliche Veranstaltung zum Thema geplant.

„Die Studentinnen und Studenten gruben tief und wurden vielerorts fündig: persönliche Plätze mit nationalsozialistischer Geschichte, Linzer Keller, Tatorte, die in Verbindung stehenden Architekturen sowie die Ästhetik von Erinnerungspolitik, Formen von Widerstand und die Kontinuitäten rechter Räume“, erklären die Organisatoren der Schau, Univ.-Prof. Hubert Lobnig und Univ.-Ass. Moritz Matschke.

Die Projekte – ein Auszug

Auch ein Fuß wurde seiner Freiheit beraubt. Widerstand im ländlichen Raum

Katharina Killingers und Thomas Preinfalks Installation mit Salz, Zucker, Zwirn, Brot und Video ist der Widerstandskämpferin Anna Strasser gewidmet. Sie versorgte Häftlinge des KZ Mauthausen mit Lebensmitteln und alltäglichen Dingen und überlebte selbst mehrere Gefängnisse und Lager.

Circulations

Sarah Hammerschmid wird ihre einstündigen Klaviervariationen wöchentlich im ersten Stock des Brückenkopfgebäudes West mit Blick zur ebenfalls im Dritten Reich errichteten Nibelungenbrücke aufführen – als „Probe, Improvisation und Heilung für die Bauten“.

HYDRA

Jennifer Eder und Robert Starzer kombinieren in ihrem Metalcore-Musikvideo fotografierte Versatzstücke des Kunstuni-Tiefkellers mit animierten Bildern aus der sogenannten Sammlung Gurlitt (Restbestand des in der NS-Zeit tägigen gleichnamigen Kunsthändlers.)

Unterbliebenes

Im Fokus von Alessa Frank: auf den ersten Blick harmlose Häuser sowie deren Stollen und Bunkeranlagen. Sie setzt sich mit den Gebäuden fotografisch auseinander, übersetzt die Aufnahmen in Stichgrafiken und überträgt sie auf transparente Platten. So spiegeln die Arbeiten einen weiteren Aspekt der NS-Zeit wider: die Vertuschung.

Ich habe keine Träume mehr gehabt

Ausgehend von einem Zitat eines Überlebenden des KZ Gusen geht Shari Keplinger der Frage nach, was sich an den Blicken von Menschen ablesen lässt. Die Videoinstallation zeigt das Gesicht der Künstlerin, in ihren Augen: bewegte Bilder der Gedenkstätte im einstigen Lager.

Erinnern Begegnen Begehen

Kristina Seitz zeichnet mithilfe selbst hergestellter Farbe aus Mais und Ketchup sowie Wollfäden im Schnee die unterirdisch verlaufenden Stollengänge in St. Georgen/Gusen nach. Ein Versuch, einst Geschehenes gleichsam an die Oberfläche zu holen.

O5

Iris Schimpl verwendet die Buchstaben-Ziffern-Kombination, die Widerstandsgruppen statt der verbotenen Bezeichnung „Österreich“ nutzten, als Grundlage für ihre Collage. Ihre Utensilien: Zeitungspapier, Stacheldraht und Fenster, die symbolisch den Blick für die Wahrheit freigeben, aber auch verdecken können.

rot, grün, blau, lila, rosa und schwarz

Mit ihren monochromen Farbbildern hinterfragt Nikita Narder die heutige Bedeutung des 1942 eingeführten und nach wie vor gebräuchlichen Farbschemas der RAL-Farben. Den Nationalsozialsten dienten sie zur Überwachung und Identifikation von als Gefährdung des Staates und der Volksgemeinschaft deklarierten Personengruppen.

Geschichte nachhaltig erfahrbar machen

„Die Ausstellung ist ein weiteres sichtbares Zeichen für die umfassenden Bestrebungen unserer Universität, Geschichte lebendig zu halten und nachhaltig erfahrbar zu machen“, erklärt Rektorin Brigitte Hütter„Wir nehmen den 5. Mai zum Anlass, künftig jedes Jahr zeitgeschichtliche Themen und deren Bezugspunkte zur Gegenwart.“

Karin Harrasser, Vizerektorin für Forschung, sieht darin „eine Art politisches Care-Paket, das die kontinuierliche Beschäftigung mit zeithistorischen Fragen bei Studierenden und Lehrenden, aber auch in der Stadt anstoßen soll“.

Die Diskussionsrunde „Erforschen, erinnern, streiten, nutzen. Gebäude als Akteure von Erinnerungskultur“ anlässlich der Ausstellungseröffnung am Mittwoch kommender Woche beginnt um 16.00 Uhr. Am Podium: Paul Mahringer vom Bundesdenkmalamt Wien, Linda Erker vom Institut für Zeitgeschichte an der Universität Wien sowie Hubert Lobnig und Rektorin Hütter.

Die Teilnahme ist online möglich; weitere Infos

Führungen durch die Ausstellung

„Aus der Dunkelheit“ (Brückenkopfgebäude Ost, Hauptplatz 6) kann im Sommersemester jeden Mittwoch von 13.00 bis 15.00 Uhr kostenlos und geführt mit Mund-Nasen-Schutz besucht werden; Anmeldung unter: 05@ufg.at

Über den Ausstellungsort

Die Ausstellung ist im ehemaligen, lange Zeit unbetretenen Aktenkeller des Finanzamtes zu sehen, das sich früher im Gebäude Ost befand. Die Baugeschichte geht auf die Einrichtung einer großen Anzahl von Luftschutzkellern der Nationalsozialisten zurück. Lobnig und Matschke: „Der Ort hat sich für unser Projekt als sehr interessant erwiesen, weil sowohl NS-Baugeschichte als auch Linzer Nachkriegsgeschichte anwesend sind.“

Liste sämtlicher Ausstellungsprojekte.docx

Fotos

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Im Keller der Kunstuniversität Linz; © Hubert Lobnig; Verwendung des Fotos im Rahmen der Berichterstattung über „Aus der Dunkelheit“ unter Angabe des Credits honorarfrei möglich

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HYDRA; © Jennifer Eder und Robert Starzer; Verwendung des Fotos im Rahmen der Berichterstattung über „Aus der Dunkelheit“ unter Angabe des Credits honorarfrei möglich

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Unterbliebenes; © Alessa Frank; Verwendung des Fotos im Rahmen der Berichterstattung über „Aus der Dunkelheit“ unter Angabe des Credits honorarfrei möglich

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Ich habe keine Träume mehr gehabt; © Shari Keplinger; Verwendung des Fotos im Rahmen der Berichterstattung über „Aus der Dunkelheit“ unter Angabe des Credits honorarfrei möglich

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Erinnern Begegnen Begehen; © Kristina Seitz; Verwendung des Fotos im Rahmen der Berichterstattung über „Aus der Dunkelheit“ unter Angabe des Credits honorarfrei möglich

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O5; © Iris Schimpl; Verwendung des Fotos im Rahmen der Berichterstattung über „Aus der Dunkelheit“ unter Angabe des Credits honorarfrei möglich

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rot, grün, blau, lila, rosa und schwarz; © Nikita Narder; Verwendung des Fotos im Rahmen der Berichterstattung über „Aus der Dunkelheit“ unter Angabe des Credits honorarfrei möglich