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Auf allen Ebenen - die Stadt erobern

Ann-Kathrin Freude
Entwurf, Modell 2013
Architektur | Urbanistik

Es wird Zeit für neue Grenzen, neue „Stadtmauern“, die es doch dem Menschen erlauben, diese zu durchbrechen!
Es wird Zeit für das Innen, die Definition! Strategischer Rückzug hinter die Mauern, zusammenziehen der Funktionen!
Es wird Zeit für Zwischenräume und ein Niemandsland, das niemandem und allen zugleich gehört und das keine Regeln hat - außer, dass man es nicht bebauen darf!
Es wird Zeit, dass sich der Mensch bewegen kann - auf allen Ebenen!

Was ist Eferding? Eine Stadt?
Was ist heute eigentlich noch Stadt? Eine Ansammlung von Gebäuden? Eine Menschenmasse, die gemeinsam an einem Ort wohnt? Ohne sich zu kennen, aber doch den selben Regeln folgend? Grenzt sich eine Stadt von der nächsten in irgend einer Form ab? Wenn ja, wie? Durch die deutlichen Unterschiede ihrer BewohnerInnen? Deren Regeln? Nein, so ist das heute nicht mehr. Wodurch dann? Durch ein anderes Erscheinungsbild, eine andere Architektur? Nein, auch das nicht. Kann man sie wenigstens räumlich deutlich von der nächsten Stadt abheben? Nicht einmal das!

Städte wachsen heute an allen Ecken und Enden zusammen, wie Orientteppiche im Schlussverkauf. Sie verbinden sich an austauschbaren Nahtstellen mit Industriegebieten Autohäusern, vorgelagerten Shopping-Erlebnis-Zentren, Einfamilienhäusern und brach liegenden matschigen Entwicklungsgebieten für zukünftige Erweiterungen.

Und ja, auch in Eferding ist das so!

Am besten erreichbar sind diese stümperhaft gestickten Nähte natürlich mit dem Auto. Fußgängerwege? Kennen wir nicht. Metertiefe Straßengräben? Müssen sein. Biologisches Einkaufen beim Biohof? Natürlich nur mit dem Auto. Auto kaufen beim Autohaus? Nur mit dem Auto möglich!

Was soll das also? Städte vernähen sich mit dem Auto zu einem Teppich, aber der Mensch soll hübsch eingewoben in seiner eigenen Stadt bleiben?

Wir sagen Nein! Wozu? Zu beidem!

Städte sollen nicht zusammen wachsen! Städte müssen sich wieder inhaltlich und räumlich voneinander unterscheiden, damit sie für sich und ihre BewohnerInnen wieder eine Definition finden. Sich selbst wieder finden. Damit es für alle wichtig und logisch wird, in der einen und nicht in der anderen Stadt zu wohnen.

Es wird Zeit für neue Grenzen, neue „Stadtmauern“, die es doch dem Menschen erlauben, diese zu durchbrechen! Geöffnete Stadtmauern, zerrissene Stadtmauern, durchlöcherte Osmose-artige Gebilde, begehbare Mauerkronen, Raumverbindungen, Brücken, Türme, Tore, viele, weit offene Tore, Leerräume!

Es wird Zeit für das Innen, die Definition, das gemeinsame Miteinander! Strategischer Rückzug hinter die Mauern, zusammenziehen der Funktionen!

Es wird Zeit für Zwischenräume und ein Niemandsland, das niemandem und allen zugleich gehört und das keine Regeln hat - außer, dass man es nicht bebauen darf! Her mit der Wildnis! Her mit den Wölfen!

Es wird Zeit, dass sich der Mensch bewegen kann - auf allen Ebenen!

Dieser Entwurf ist ein Ergebnis aus dem Entwurfsprojekt Freikarte, Fluchtpunkte!.