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Die edlen Früchte und die Gouvernante

Die Ausstellung nimmt ihren Ausgangspunkt in Bertha von Suttners Biographie, verlagert allerdings den Blick von der politischen und öffentlichen Figur auf persönliche, ja intime Bereiche. Bertha Sophia Felicity Gräfin Kinsky von Chinitz und Tettau, besser bekannt als Bertha von Suttner, arbeitete zwischen 1873 und 1875 als Gouvernante im Schloss Harmannsdorf und unterrichtete die vier Töchter des Hauses in Sprachen und Musik und lernte dort auch ihren späteren Mann kennen.

Die Ausstellung, die sowohl im Schüttkasten als auch im Glashaus des Schlosses Harmannsdorf stattfindet, greift die Themen Lernen und Wachsen im weitesten Sinne auf und zieht Parallelen zu Methoden der Kultivierung und Veredelung von Pflanzen sowie zum Wachsen und Reifen durch Bildung. Bertha von Suttner entwickelte den Begriff des "Edelmenschen". Sie war der Meinung, dass Veredelungsarbeit am Intellekt dazu führen wird, dass die Zahl der guten und tugendhaften Menschen zunimmt. Die Beschäftigung mit Kunst steigert die Möglichkeit von Reflexion, Zufriedenheit, aber auch Kritikfähigkeit. Genau so wichtig sind Erfahrungen der Liebe, des Verlustes sowie die Verehrung von Idolen für die Entwicklung von Identität.

Die Ausstellung zeigt Malerei, Zeichnung, Fotografie, Video, Performance, Musik und Installation von rund 30 KünstlerInnen. Aber nicht nur die Medien sondern auch die inhaltlichen Annäherungen an die Themenstellung eröffnen den BesucherInnen vielfältigste Einblicke. Die Kombination arrivierter KünstlerInnen - einige mit Erfahrung als Lehrende - sowie vielen jungen KünstlerInnen soll das Thema konkret widerspiegeln. Es geht nicht so sehr um eine theoretische Auseinandersetzung, sondern um die Vermittlung eines Lebensgefühls, einer Sicht von Innen. Einige Arbeiten wurden gezielt für den Ort entwickelt.

Zur Ausstellung:
In den Räumen des Schüttkastens, des Glashauses und des Parks wandeln die BesucherInnen durch unterschiedliche Szenarien des "Heranreifens", zwischen jugendlichen Sehnsüchten und Ängsten, Momenten der Irritation und der Geborgenheit sowie auf Wegen der Bildung.
Im Park des weitläufigen Areals werden die BesucherInnen von der auf einem Billboard affichierten Skizze von Karo Szmit empfangen. Das abgebildete Diagramm gibt aber nur scheinbar klare Richtungsanweisungen.
In den Bildern von Petra Braun und Christina Hainschwang, Dietmar Brehm und Haruko Maeda wird der Bedeutung von Styling, Repräsentation und Inszenierung für die Entwicklung von Identität nachgespürt. Clemens Denk ergänzt den mit "Idole" betitelten Raum mit Hommagen an seine persönlichen Heroen der Kunstgeschichte. Andrea Lüth wirft mit skizzenhaften Blättern einen ironischen Blick auf die Kunstwelt.
Unter dem Titel "die unheimlich realen Szenen" halten Armin Haller, Jakob Lechner, Marcin Maciejowski, Max Müller und Katrin Plavcak in ihren Gemälden Momente der Begierde, des Sehens, der Bedrohung fest. Die Arbeiten geben einen Blick auf den Körper und seine Verlorenheit wider.
In den zwei "unstabilen Räumen" führt ein Objekt von Bernd Oppl sowie das Video von Paul Horn und Harald Hund die Ambivalenz erlebter Räume vor. Auch die Fotoarbeiten von Conny Habbel und die Collagen von Ursula Hübner drehen sich um die Auflösung der Geborgenheit von Räumen in einem metaphorischen Sinn.
Ein Teil der Ausstellung lenkt den Blick auf die klassischen Formen des Kunstunterrichts wie Stillleben (Sabine Jelinek), Aktzeichnen (Stephanie Aigner) und Fingerübungen (Eva Marschik), ergänzt durch ein dysfunktionales Objekt von Johanna Serdinschek, das an Turngeräte erinnern.
Julia Hinterbergers farbvolle Malerei scheint der Atmosphäre eines Mädchenzimmers entsprungen zu sein.
Elisabeth Neuwirth komponiert zarte abstrakte Porträts.
Ein Schulheft und Orangenschalen werden zum Kosmos von Vanja Krajnc, Steffi Mold verliert sich in phantastischen Motiven, die biographische Spuren auch im örtlichen Sinn verfolgen.
Das Video "Die Erde wird der schönste Platz im All" der deutschen Band "Mutter" von Max Müller dreht sich um den Wunsch, nach dem perfekten Leben und das Wissen, dass es dieses nicht gibt. In der Videoarbeit von Andreas Karner tanzt eine Maus zu der Musik von Chrono Popp und fantasiert über Hysterie und Eleganz, während in dem Film von Sasha Pirker Bild- und Tonspur auseinanderdifferenziert werden.
Im Glashaus inszeniert Bernhard Weber einen beängstigenden Kosmos rund um Größenwahn in Anlehnung an die fiktive Figur des Kreuzritters Asperger. In einem weiteren Raum verarbeitet Anne Schneider Momente psychodynamischer Konstellationen in einer Skulptur. Konzept:
Ursula Hübner beteiligte Studierende:
Stephanie Aigner, Petra Braun, Dietmar Brehm, Crazy Bitch in a Cave und Astrid Käthe Wagner, Clemens Denk, Conny Habbel, Marlene Haderer und Eva Kadlec, Christina Hainschwang, Armin Haller, Julia Hinterberger, Paul Horn und Harald Hund, Ursula Hübner, Sabine Jelinek, Andreas Karner und Chrono Popp, Vanja Krajnc, Jakob Lechner, Andrea Lüth, Marcin Maciejowski, Haruko Maeda, Eva Marschik, Stephanie Mold, Max Müller, Elisabeth Neuwirth, Bernd Oppl, Sasha Pirker, Katrin Plavcak, Anne Schneider, Johanna Serdinschek, Karo Szmit, Bernhard Weber Newsbeitrag zur Ausstellung