zum Inhalt

News

PRESSEAUSSENDUNG

Linzer Kunstuni Campus feiert Ars Electronica Festival mit geräuschvollen Schiebetüren und frecher Zunge

Pressemitteilung vom 2. September 2025

Von 2. bis 7. September sind in der City mehr als eineinhalb Dutzend Studienrichtungen aktiv und bieten dort experimentelle Medienkunst vom Feinsten auf.

Drei Meter hohe Glasschiebetüren auf dem Linzer Hauptplatz, die beim Durchschreiten seufzen, singen und lachen. Eine ebenso überdimensionierte Zunge beim Infopoint der Kunstuni, die angesichts passierender Personen an den Fenstern zu lecken beginnt. Und zu alledem noch ein androidartiger Automat im splace namens „Fantomat“, der für weitere Provokationen sorgt.

Willkommen auf dem Kunstuni Campus während des Ars Electronica Festivals 2025: Von Dienstag, den 2. September bis Sonntag, den 7. September sind in der City rund um die beiden Brückenkopfgebäude mehr als eineinhalb Dutzend Studienrichtungen aktiv. Von früh bis spät zeigen dort Studierende und Lehrende experimentelle Medienkunst – und zwar bei freiem Eintritt. Dazu präsentieren sich an der Kunstuniversität Linz neun internationale Institutionen mit ihren Highlights – diesmal ist als special-featured Partner-University die Kunstakademie von Sofia zu Gast, mit der Ausstellung „/decisions/make/art“ im splace.

Angesichts von Klimakrise, Kriegen und der stetig steigenden Macht von Tech-Giganten hat das Ars Electronica Festival heuer „PANIC – yes / no“ als die große Frage aufgeworfen. Die Kunstuni Campus-Ausstellung gibt als Antwort darauf das Motto „Alles. Immer. Offen.“ – und zwar mit der Soundinstallation auf dem Hauptplatz unter architektonischer Gestaltung von Paul Eis, bei der ständig die Schiebetüren auf- und zugehen.

Dazu Kuratorin Manuela Naveau, Universitätsprofessorin für Critical Data / Interface Cultures: „Wir leben in einer Zeit, die den digitalen Narzissmus fördert und den Ich-Kult stimuliert. Mit ,Alles. Immer. Offen.‘ möchten wir vor allem Hoffnung vermitteln. Kann es sein, dass wir Momente der Öffnung immer seltener akzeptieren?“ Im kapitalistischen Sinn stünden die automatisierten Schiebetüren in Shopping Malls für ein Versprechen, Öffentlichkeit sei hier Markt. „Öffentlichkeit ist aber viel mehr – nämlich ein demokratischer Kernbegriff, bei dem es vor allem um Kommunikation im Sinne von unterschiedlichen Meinungen geht.“

Auch Ausstellungen und Projekte, Performances und Workshops beschäftigen sich unter dieser Prämisse mit den neuen Zeiten: Die Arbeit „Smile, you’re on camera“ von den Studierenden Lucia Claus und Hani Elias erforscht angesichts fast einer Milliarde Überwachungskameras weltweit etwa die Grenzen von privaten und öffentlichen Plätzen mit Screens und Streams. Die Interface Cultures-Studierenden MAalex, Alessia Fallica und Martina Pizzigoni, wiederum treibt im Zuge ihres Projekts „Tutta Notte Buia“ die Frage um, was Sterben in unserer digitalen Welt bedeutet – und damit, welche Fußabdrücke wir hinterlassen. Ihre interaktive Installation persifliert das Trauern im World Wide Web und bietet Information zu alten Trauerritualen süditalienischer Klagefrauen – das Künstlerinnenduo gewann damit das Traumstipendium und ist in Kollaboration mit Energie AG und OÖ Landes-Kultur GmbH im Foyer der Energie AG zu sehen.

Rektorin Brigitte Hütter zum Kunstuni Campus @ Ars Electronica Festival 2025: „Die große Frage der Ars 2025 mit ,PANIC – yes / no‘ zeigt die zwei Optionen in unseren aufgeregten Zeiten auf – und damit auch Handlungsalternativen zwischen beiden Polen. Mit den Mitteln der Kunst gilt es, die bedenklichen Entwicklungen, die einige Kriegsherren und Medien-Milliardäre schüren, aufzuzeigen und dagegen Zeichen zu setzen. Unter dem Imperativ ,Alles. Immer. Offen.‘ begeben sich auf dem Kunstuni Campus Wissenschafter*innen, Künstler*innen sowie Medienexpert*innen mit den Besucher*innen in regen Austausch und Dialog. Denn vor allem unterschiedliche Perspektiven und Ansätze ermöglichen uns einen präzisen Blick auf die Welt und ihre Komplexität, sodass wir den dauerhaften Herausforderungen gut begegnen können.“

Gerfried Stocker, Künstlerischer Leiter der Ars Electronica: „Seit vielen Jahren verbindet uns mit der Kunstuniversität Linz eine enge und inspirierende Zusammenarbeit. Die Campus-Ausstellung macht das Jahr für Jahr sichtbar – diesmal mit insgesamt 37 Universitäten aus aller Welt und nicht weniger als 14 Abteilungen der hiesigen Kunstuni. Ihre kritischen Beiträge und kreativen Experimente bereichern das Festival in besonderer Weise. Die jungen Künstler*innen zeigen uns, wie viel Produktivität und Kreativität aus der Ungewissheit entstehen kann – wenn wir erst einmal die Angst vor ihr ablegen.“

Eröffnung & Programm

Die offizielle Eröffnung des Kunstuni Campus 2025 mit Rektorin Brigitte Hütter findet am Dienstag, den 2. September im Rahmen des Pre-Opening-Walks der Ars Electronica statt – um 19:00 Uhr trifft im Innenhof des östlichen Brückenkopfgebäudes rund um Gerfried Stocker, Künstlerischer Leiter der Ars Electronica, das Who is Who von Ars & Linz ein. Gefeiert wird bis 22:00 Uhr.
Mit Dienstag, den 2. September sind ab 11:00 Uhr die Ausstellungen am Kunstuni Campus auf Hauptplatz 6 und 8 bis Samstag, den 6. September täglich bis 20:00 Uhr geöffnet, am Sonntag, den 7. September von 11:00 bis 18:00 Uhr. Beim Sound Campus im Hof von Hauptplatz 6 stehen am Mittwoch, den 3. September von 17:00 bis 22:00 und Donnerstag, den 4. September von 18:00 bis 22:00 Uhr täglich DJing & Konzerte auf dem Programm.
Weitere Details unter https://ausstellungen.ufg.at/alles-immer-offen/

Kunstuni Campus-Eröffnung mit Rektorin Brigitte Hütter, Kuratorin Manuela Naveau, Gerfried Stocker, Künstlerischer Leiter Ars Electronica u. v. m.
Wann: Dienstag, 2. 9. um 19:00 Uhr
Wo: Kunstuni Linz, Innenhof auf Hauptplatz 6

Führungen auf Deutsch oder Englisch mit Start beim Infopoint der Kunstuniversität Linz auf Hauptplatz 6 durch die Hauptgebäude mit über 200 Kunstwerken von Studierenden, Künstler*innen und internationalen Partneruniversitäten:
Mi, 3. 9. 2025, 17:00 – 17:50 Uhr
Do, 4. 9. 2025, 17:00 – 17:50 Uhr
Fr, 5. 9. 2025, 17:00 – 17:50 Uhr
Sa, 6. 9. 2025, 17:00 – 17:50 Uhr

Pressefotos

Ein Dazwischen, was mentale Zustände und die Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper und Öffentlichkeit betrifft: Die audiovisuelle Installation “Between routine and resilience“ von Lou Seidl. © Lou Seidl
Als humanoider, androidartiger Automat ist der „Fantomat“ in der Ausstellung „decisions/make/art“ der Kunstakademie von Sofia im „splace“ zu sehen – und sorgt dort für provokante Intervention. © Venelin Shurelov
Auf dem Linzer Hauptplatz platzieren Studierende und Lehrende unter Gestaltung des Architektur-Absolventen Paul Eis eine Soundinstallation – konkret eine Reihe von Glasschiebetüren, die beim Durchschreiten unerwartete Töne und Geräusche von sich geben und Kommunikation mit passierenden Personen suchen. Das Audio-Setup stammt von Jürgen Ropp. © Mark Sengstbratl
Angesichts fast einer Milliarde Kameras weltweit ist Überwachung zur Routine geworden: Die Installation „Smile, you’re on camera“ von den Studierenden Lucia Claus und Hani Elias der Kunstuni Linz erforscht die Grenzen von privaten und öffentlichen Plätzen mit Screens und Streams. © Lucia Claus, Hani Elias
Die Interface Cultures-Studierenden MAalex, Alessia Fallica und Martina Pizzigoni, treibt im Zuge ihres Projekts „Tutta Notte Buia“ die Frage um, was Sterben im Digitalen bedeutet – und damit vor allem, welche Fußabdrücke wir im World Wide Web hinterlassen. Ihre interaktive Installation persifliert das Trauern im digitalen Raum und bietet Information zu alten Trauerritualen süditalienischer Klagefrauen. © Otto Saxinger
Gleich hinter den Glasfassaden des Infopoints der Kunstuni Linz auf Hauptplatz 6 während des Ars Electronica Festivals zu sehen: Die konsumkritische Installation „u delicioussssss“ von Laura Walter, die Flanierenden unerwartete Anblicke bereitet, wenn sich die bewegungsgesteuerte Zunge in Schwingung versetzt und an den Fenstern zu lecken beginnt. „Who is looking at whom?“, wirft damit die Künstlerin als Frage auf, und: „Who or what ist the product?“ © Laura Walter