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Amir Bastan
Transference in Parallel
Dynamics in Human-Robot Interaction

Diese Forschung untersucht die komplexen Formen der Mensch–Roboter-Interaktion (HRI) im Kontext der Medienkunst. Sie schlägt neue begriffliche Werkzeuge vor, um interaktive Systeme mit Maschinen, künstlicher Intelligenz und Robotik besser zu verstehen, zu analysieren und zu gestalten. Da interaktive Technologien zunehmend unsere ästhetischen und emotionalen Erfahrungen beeinflussen, reichen klassische Modelle von Interaktivität – wie etwa Reiz-Reaktion oder abwechselndes Handeln – nicht mehr aus, um die vielschichtigen Prozesse in künstlerischen Mensch–Maschine-Begegnungen zu beschreiben.

Im Mittelpunkt stehen Medienkunst-Installationen, die Robotik, maschinelles Lernen und algorithmisches Verhalten einsetzen. Die Forschung entwickelt ein theoretisches Modell auf Basis der psychoanalytischen Theorie, besonders der von Lacan. Drei wichtige Arten von Interaktivität werden eingeführt: Selbst-Interaktion (innere, reflektierende Prozesse im Subjekt), Quasi-Interaktionen (kulturell geprägte oder unbewusste Reaktionen, die spontan wirken) und Parallele Interaktionen (gleichzeitige innere und äußere Prozesse zwischen Mensch und Maschine). Diese Kategorien sollen die verschränkte und vielschichtige Natur heutiger Interaktionen besser fassen – besonders dort, wo Bedeutung entsteht, ohne vorgegeben zu sein.

Neben dem theoretischen Beitrag wird auch eine Software vorgestellt: Bunraku, eine selbst entwickelte Bibliothek zur Robotersteuerung. Sie unterstützt künstlerische Experimente mit Interaktivität, Zeit und Affekt in Mensch–Maschine-Systemen. Der Name verweist auf das japanische Puppentheater, in dem die Spieler sichtbar sind, aber ignoriert werden. Bunraku macht so die Spannung zwischen Kontrolle und Simulation im interaktiven Design sichtbar. Die Software erlaubt es Künstlerinnen und Forscherinnen, komplexe Interaktionsszenarien mit physischen Robotern und generativem Verhalten in Echtzeit zu entwickeln.

Durch die Verbindung von Psychoanalyse, Medienkunst und Systemdesign entsteht eine neue Sprache für affektive, offene und unbewusste Mensch–Roboter-Interaktionen. Die Arbeit leistet einen Beitrag zur Theorie und Praxis der künstlerischen Robotik und lädt zur Reflexion über die Wünsche und Projektionen ein, die unsere Begegnungen mit Technik prägen.

Betreuung
Johannes Braumann

Kurzbiographie
Amir Bastan ist Künstler und Forscher mit einem Hintergrund in Bildender Kunst, Philosophie und Interaktionsdesign. Seine Arbeit beschäftigt sich mit dem menschlichen Bewusstsein, künstlicher Intelligenz und Robotik im Kontext von Medienkunst und interaktiven Systemen.

Derzeit ist Amir Doktorand bei Creative Robotics und Lehrbeauftragter an der Kunstuniversität Linz. In seiner Forschung mit dem Titel „The Human Robot Transference“ untersucht er die Verbindungen zwischen Theorien der Psychoanalyse und der Mensch–Roboter-Interaktion.

Im Rahmen seiner akademischen und künstlerischen Praxis hat Amir Fachwissen in der Echtzeitsteuerung und -simulation von Robotern entwickelt – insbesondere im Rahmen des Bunraku Project, einer Software zur Echtzeitsteuerung, Visualisierung und Simulation von Industrierobotern.

Sein Interesse gilt der Analyse von Mensch–Roboter-Interaktionen und der Frage, wie kontextuelle Eigenschaften das menschliche Verhalten beeinflussen. Amirs Forschung zielt darauf ab, ein dynamisches Modell zu entwickeln, das Handlungen innerhalb eines Interaktivitätsrahmens beobachten und kategorisieren kann, um die Faktoren zu interpretieren, die Verhaltensänderungen in komplexen interaktiven Systemen auslösen.

amirbastan.com