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VORTRAG

Antifaschismus | Die Zeit beherrschen: zur maskulinistischen Praxis der Vergegenwärtigung im faschistischen Moment

14. Jänner 2026, 19.00 Uhr Kepler Salon, Rathausgasse 5, 4020 Linz

Das Co.lab Erinnerungsarbeit·ästhetisch-politische Praktiken und die Abteilung für Ästhetik und Pragmatik audiovisueller Medien laden im WS 2025/26 zu drei Vorträgen zum Thema „Antifaschismus“ ein. 

Brigitte Bargetz, Sara Minelli, Nina Eggers

„Die Vergangenheit in die Gegenwart zu destillieren“ – so beschrieb Giorgio Almirante die Aufgabe der italienischen neofaschistischen MSI-Partei (Movimento Sociale Italiano), deren Mitbegründer er in der Nachkriegszeit war. Auf diese Weise sollte der Faschismus in die Demokratie integriert werden. Der Geschichtsrevisionismus der autoritären Rechten zielte damals wie heute darauf ab, das faschistische Erbe zu banalisieren. Damit erscheint er auf den ersten Blick als Gegenbewegung zum liberalen Fortschrittsnarrativ, das eine Geschichte der Emanzipation erzählt. Doch sind autoritäre Bewegungen nicht einfach rückwärtsgewandt; vielmehr versprechen sie gleichzeitig einen Neuanfang als Ausweg aus den ökonomischen und politischen Krisen der Gegenwart. Im aktuellen faschistischen Moment nimmt dieses Spiel mit der Zeit eine Form an, die zugleich konservativ-beständig und aktionistisch-transformativ ist. Diese spezifische Weise der Vergegenwärtigung von Vergangenheit und Zukunft gilt es jenseits der simplen Entgegensetzung von liberal-fortschrittlicher und konservativ-reaktionärer Zeitlichkeit näher auszuleuchten.

Aus queer-feministischer und postkolonialer Perspektive wird deutlich, dass das westliche Regime miteinander in verschränkten heteronormativen, maskulinistischen, kapitalistischen und kolonialen Zeitauffassungen verankert ist. Durch seine Chrononormativität manifestiert es zugleich hierarchische Machtverhältnisse und verlangt Subjekten ab, in die Zeit des Fortschritts zu passen. Vor dem Hintergrund des Zerbröckelns dieses hegemonialen Zeitregimes stellen sich auch anders dar. Wir wollen in unserem Vortrag zeigen, dass die scheinbar widersprüchlichen Strategien rechtsautoritärer und spätfaschistischer Politiken als maskulinistische Chronopolitik gelesen werden können – als ein Versuch, die Zeit selbst zu beherrschen. Mobilisiert wird darüber das Phantasma einer starken, weißen, heteronormativen Männlichkeit, die Resouveränisierung durch Kontrolle über die Zeit verspricht, indem zugleich eine vertraute Vergangenheit und eine verheißungsvolle Zukunft angeboten wird. 

Brigitte Bargetz ist Sozialwissenschaftlerin (JKU Linz/WU Wien) und leitet die Abteilung für Gesellschaftstheorie und Sozialanalysen an der JKU Linz. Aktuell beschäftigt sie sich mit gegenwärtigen Tendenzen der Autoritarisierung und Remaskulinisierung, ehrenamtlichem Engagement im Kontext des wohlfahrtsstaatlichen Wandels sowie affektiven Methodologien.

Nina Elena Eggers ist Politikwissenschaftlerin (Universität Bremen/CAU Kiel) und beschäftigt sich in ihrer Promotion mit der Mobilisierung von und über Männlichkeit im Spannungsfeld von Populismus und Faschismus. Sie interessiert sich auch für Theorien des politischen Erzählens und Erinnerns sowie für Antifeminismus und Queerfeindlichkeit.

Sara Minelli ist Politische Theoretikerin (JKU Linz/Centre Marc Bloch, Berlin). In ihrer Promotion befasste sie sich mit der Kritischen Theorie des „politischen Mythos“ im Zusammenhang mit dem Faschismus des 20. Jahrhunderts. Sie interessiert sich auch für Geschichtsphilosophie und -politik, Theorien der Zeitlichkeit und Utopien. 

weitere Vorträge

Corinna Assmann
Memory from below: Erinnern als demokratische und antifaschistische Praxis
Mittwoch, 03. Dezember 2025 , 18 Uhr im Zeitbasierten Wohnzimmer (DO0458), 

Brigitte Bargetz, Sara Minelli, Nina Eggers
Die Zeit beherrschen: zur maskulinistischen Praxis der Vergegenwärtigung im faschistischen Moment
Mittwoch 14. Jänner 2026, 19 Uhr im Kepler Salon

Friederike Sigler 
Kunst und (Neue) Rechte
Mittwoch 21. Jänner 2026, 18.00 Uhr im Kepler Salon 

Antifaschismus Vortragsreihe.pdf