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Let´s talk about Collecting

Let´s talk about Collecting…!
"Let´s talk about Collecting…!" Projekt der Kunst und Gestaltung, 2023

Regalreihen in einem abgedunkelten Raum, kryptische Beschriftungen, akribische Katalogisierung, temperiert, menschenleer, leicht staubig – so, oder so ähnlich, könnte das klischeehafte Vorstellungsbild eines Archivs aussehen.
Doch das Selbstverständnis vieler Archive ist ein diametral entgegengesetztes. Als Aufbewahrungsorte wertvoller Kulturgüter ist es vorrangiges Ziel, das in den Sammlungen gespeicherte Wissen einer Öffentlichkeit zu zeigen, die Sammlungen zugänglich zu machen, aktiv den Bestand zur Diskussion zu stellen.
Mit dem Projekt Let´s talk about... COLLECTING! haben wir uns zum Ziel gesetzt, alle Phasen des Sammelns – vom Anlegen von Sammlungen über Methoden und Strategien des Sammelns bis zum Umgang mit bestehenden Sammlungen – zum Gegenstand eines einwöchigen transdisziplinären Austauschs zu machen. Sammeln als eine aktive Tätigkeit des Hervorhebens, Ordnens, der Auseinandersetzung zu betonen. Als eine Tätigkeit, mittels derer wir in Kommunikation mit früherem Wissen und mit anderen Interessierten treten können.
Neben Vorträgen und Workshops zu unterschiedlichen Sammlungen und Aspekten des Sammelns waren Lehrveranstaltungen der Kunstuniversität Linz, der [Bildnerischen] Innsbruck und der Leonardo da Vinci-Schule Linz in die Projektwoche eingebunden. 
Zentral war allen Veranstaltungen der Fokus auf einen aktiven Umgang mit Sammlungen als Ausgangsmaterial für Forschung und künstlerische Auseinandersetzung.
Schüler*innen der Linzer Mittelschule MS 15 Leonardo da Vinci

Collecting - Die Ausstellung
Alles, was wir aufheben, scheint einen besonderen Wert für uns zu haben – Muscheln vom Strand, Stoffreste, alte Schrauben, Fotos. Es sind Dinge, die uns in unserer Umgebung auffallen, die sich vom Strom des Alltags abheben. Für einen selbst sind diese Sammlungen eine Bereicherung. In eine künstlerische Arbeit transformiert, ermöglichen solche Sammlungen poetische Einblicke in unterschiedlichste Varianten der Alltagsbetrachtung. Einen neuen Blick auf die doch nicht nur gewohnte Umgebung. 
Die Ausstellung zeigt Kunstprojekte von Studierenden, die sich mit der Praxis des Sammelns, Reihens, Wiederholens, Archivierens als einer eigenständigen Form der Kunstproduktion auseinandersetzen. 
Die gezeigten Sammlungen sind vielfältig. Gesammelt wird Immaterielles, wie Wegstrecken, digitale Nachrichten oder Handlungen. Gesammelt werden unterschiedlichste Gegenstände, die durch die Aufmerksamkeit, die ihnen zuteil wird, eine neuartige Vielfalt eröffnen: flechtbare Gräser, Fliesenstücke, Texturen, Farkombinationen und Farben, Fundstücke im öffentlichen Raum. Gezeigt werden auch bestehende Sammlungen, die erstmals für den Ausstellungskontext aufbereitet werden. 
Es sind Sammlungen, die unsere Alltagserfahrungen in einen ästhetischen Resonanzraum überführen können.

Workshops

Linzer Linien – Vom Gehen und Sammeln
Jutta Strohmaier
Wenn sich ein Punkt auf den Weg macht, wird er zur Linie. Jutta Strohmaier verfolgte mit ihrem Workshop Linzer Linien Punkte und Linien als Gestaltungs- und Formelemente von Bildern. Studierende und Lehrende sowie Gäste der Tagung machten sich gemeinsam auf die Suche nach diesen Linien. Der individuelle Suchfilter wurde auf Weggeworfenes, Alltägliches oder Unbeachtetes gerichtet. Textur, Form, Materialität oder auch Gerüche bestimmten die Wegführung. Von der sinnlichen Wahrnehmung geleitet, füllten sich die Papiertaschen mit Sammlungsgegenständen, die anschließend zu rhythmischen Collage-Bildern arrangiert und abfotografiert wurden.

Streitbare Bilder
Ulrike Hanstein und Dagmar Schink
In ihrem Workshop Streitbare Bilder präsentierten Ulrike Hanstein und Dagmar Schink (VALIE EXPORT Center Linz) eine präzise Auswahl viel rezipierter Werke Valie Exports. 
Ausgehend von diesen Arbeiten wurde ein Erfahrungsaustausch unter den Teilnehmer*innen angeregt, um gemeinsam Handlungsmöglichkeiten entlang sensibler Fragen zu formulieren. Welche Zugänge lassen sich mit Jugendlichen zu provokanten und streitbaren Bildern entwickeln? Wie kann man über Nacktheit und Begehren, Intimität und Körperlichkeit, (Selbst-)Verletzung und das Spiel mit Geschlechterrollen sprechen? Wie lässt sich Neugier wecken für die sozialen Konflikte und Utopien, die eine überlieferte feministische Kunst uns gegenwärtigen Betrachter*innen vor Augen führt?
Welche Kontextualisierung, Begleitung und Schulung von und durch Lehrpersonal bedarf das Zeigen sogenannter streitbarer Bilder im schulischen Kontext?

Wie kommen die Bilder ins Museum (und aus diesem heraus)?
Karin Schneider
Im Rahmen ihres Workshops lud Karin Schneider ins Lentos Kunstmuseum, um vor Ort gemeinsam der Frage nachzugehen, wie Institutionen, am Beispiel des Museums, zu einem Ort kritischer Geschichtsarbeit werden können.
Der Workshop verstand sich als aufbauend auf Karin Schneiders Impulsvortrag Prozesse des Un/learning oder Über Kommunikationsangebote zu sensiblen Sammlungen, der den Auftakt der diesjährigen Diskursveranstaltung Let´s talk about... bildete. Darin wurden anhand einiger Beispiele der kunst- und vermittlungsbasierten Arbeiten etwa Fragestellungen von Restitution und Aneignungen in Museen und Sammlungen verhandelt.

Kleine Schätze
Evelyne Barnasch mit Schüler*innen der Linzer Mittelschule MS 15 Leonardo da Vinci
Ausgehend von Fragen nach der Wertigkeit von Objekten und wie diese Wertigkeit sich definiert, beforschten Schüler*innen der Leonardo da Vinci-Schule in einem offenen, explorativen Setting ihre eigenen Sammlungsobjekte.  
Die Vorbereitungen zum Workshop waren bereits im Unterricht getroffen worden. Gemeinsam mit Lehrerin Evelyne Barnasch hatte man gemeinsam überlegt, getüftelt und diskutiert: Was heben wir auf und warum? Und wie heben wir etwas auf? Welche Dinge sollten eigentlich unbedingt in ein Museum? Und warum haben bestimmte Objekte überhaupt einen besonderen Wert für uns? 
Während des Workshops im Rahmen von Let’s talk about... näherten sich die Schüler*innen unter Begleitung der Studierenden der Thematik an: Vom kollaborativen Wandbild, das die eigens mitgebrachten Sammlungsobjekte ganz groß zeigte, über die Dokumentation durch Polaroids und Formulare bis hin zum Solarbild von Details der kleinen Schätze wurden sinnliche und reflektive Zugänge zur eigenen Praxis des Sammelns beforscht.  


Ein Projekt von: Anna Pech, Lisa Wieder, Sissi Makovec, Jutta Strohmaier, Wolfgang Schreibelmayr, Evelyne Barnasch (Netzwerk BE), Ulrike Altmüller-Matscheko (PH Oberösterreich)
Vortragende: Karin Schneider, Jutta Strohmaier, Ulrike Hanstein, Dagmar Schink
Ausstellung kuratiert von: Anna Pech, Lisa Wieder, Sissi Makovec

Schüler*innen der Linzer Mittelschule MS 15 Leonardo da Vinci

Yara Bartel, Laura Wopalensky, Katharina Mayr, Eva Binder, Judith Kaiser, Germana Haider, Murtaza Ali, Franziska Sumereder, Alexandra Schinagl, Leonhard Neuhauser, Nikola Hausberger, Ana Maria Mozoru, Nadine Koger, Simone Lichtenberger

Kollaborative Sammlung, 2023
Bildnerische Erziehung
 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Collecting Workshop 
Workshop-NMS Leonardo D Vinci © Kunst und Gestaltung 
Workshop Collecting © Kunst und Gestaltung 
Workshop "Linzer Linien" Foto © Melanie Steinhuber 
Workshop-NMS Leonardo D Vinci © Kunst und Gestaltung