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TERMIN

Theresia-Reindl-Hof

5. Mai 2025, 17.00 Uhr Kunstuniversität Linz, Hauptplatz 8, Innenhof

Kunstuniversität Linz benennt Hof nach der Widerstandskämpferin und Antifaschistin Theresia Reindl.

Martina Gugglberger (JKU Linz, Institut für Neuere Geschichte und Zeitgeschichte) im Gespräch mit Margit Kain (Nichte von Theresia Reindl), anschließend feierliche Inauguration des Hofes begleitet von Audioaufnahmen Theresia Reindls.

Der Hof der Kunstuniversität Linz wird seit 2023 temporär nach einer Persönlichkeit benannt, die verfolgt wurde oder im Widerstand gegen den Nationalsozialismus tätig war. Vor dem Hintergrund, dass die „Brückenkopfgebäude“ der Kunstuniversität während des Nationalsozialismus und als Teil von Hitlers Plänen für Linz entstanden sind, schlägt die universitäre Arbeitsgemeinschaft zur Gebäudegeschichte hierfür prägnante Persönlichkeiten vor, die mit einer Tafel und Fahnen gewürdigt werden. 2023 war das die Comiczeichnerin Lily Renée.

2025 wird Theresia Reindl (geborene Gröblinger, 1910) geehrt. Sie stammte aus einer Arbeiterfamilie und wuchs in Pasching auf. Nachdem ihr Vater 1914 im Ersten Weltkrieg gefallen war, musste sich ihre Mutter Rosalia alleine um die vier Töchter und zwei Söhne kümmern. Politik war in der Familie präsent und so waren die Geschwister in der sozialdemokratischen, nach 1934 in der kommunistischen, Parteijugend aktiv. 1931 begann Theresia Reindl im Allgemeinen Krankenhaus in Linz zu arbeiten und war dort neun Jahre im Operationshaus beschäftigt. Mit 28 Jahren heiratete sie den im Untergrund aktiven Kommunisten Karl Reindl, der als Lokführer bei der Reichsbahn angestellt war. Das Paar verband eine überzeugte Gegnerschaft zum Nationalsozialismus. Gemeinsam waren sie aktiv am Aufbau eines kommunistischen Widerstandsnetzwerkes in Linz beteiligt. Theresia Reindl versuchte überdies an ihrer Arbeitsstätte im Krankenhaus ein Netzwerk aufzubauen.

Gemeinsam mit ihrer jüngeren Schwester Margarethe Müller war sie in der Widerstandsgruppe um den Landesobmann der damals illegalen kommunistischen Partei Oberösterreichs, Josef Teufl, aktiv. Dieser war Arbeiter der Tabakfabrik und hatte dort eine geheime Druckerei eingerichtet, in der Flugblätter sowie eine Zeitung hergestellt wurden. Theresia Reindl warb für das, ebenfalls verbotene, kommunistische Hilfswerk „Rote Hilfe“. Sie übernahm Kurierdienste und tarnte diese Tätigkeit, indem sie beispielsweise Manuskripte in Lebensmittelpaketen versteckte. Um im Fall einer Verhaftung die Enttarnung des gesamten Netzwerks zu verhindern, wurde in Gruppen von höchstens fünf Personen gearbeitet. Die Mitglieder dieser Kleingruppen kannten nur die Namen der vier anderen Beteiligten.

Im Herbst 1944 traf eine Verhaftungswelle den kommunistischen Untergrund, im Rahmen dessen fast alle Mitglieder der Gruppe festgenommen wurden. Auch Theresia Reindl wurde im Frauengefängnis Kaplanhof in Linz inhaftiert. Dort traf sie ihre Freundin Gisela Tschofenig-Trauer wieder, die ebenfalls im kommunistischen Widerstand aktiv war. Beide Frauen blieben bei der Bombardierung des Frauengefängnisses Ende März 1945 unverletzt. Theresia Reindl überlebte die Haft, musste aber miterleben, wie ihrer Freundin wenige Tage vor dem Ende des NS-Regimes erschossen wurde. Fast zeitgleich wurde ihr Mann, Karl Reindl, im KZ Mauthausen ermordet.

Theresia Reindl war auch nach Kriegsende aktives Mitglied der Kommunistischen Partei und engagierte sich beispielsweise jahrelang für Erholungsaktionen von Linzer Kindern in Kirchschlag.

Quellen
Frei, Gugglberger, Wachter (2021): Widerstand und Zivilcourage. Frauen in Oberösterreich gegen das NS-Regime 1938 – 1945, Linz, 84. Link

Kain, Theresia Reindl, Gedächtnisbuch Oberösterreich, 2023, ku-linz.at/Reindl_Theresia.pdf (17.01.2024).

Gugglberger: „Versuche, anständig zu bleiben“ – Widerstand und Verfolgung von Frauen im Reichsgau Oberdonau, in: Hauch (Hg.), Frauen im Reichsgau Oberdonau. Geschlechtsspezifische Bruchlinien im Nationalsozialismus (Oberösterreich in der Zeit des Nationalsozialismus 5), Linz 2006, S. 281–344.

Interview mit Theresia Reindl, geführt von Peter Kammerstätter, 31. 5. 1988, AStL, NL PK, CD 248 u. 249.

Biografie: www.ooekultur.at/5vor12-frauen-im-ns-widerstand 

Theresia Reindl, 1928. Bildquelle: Privatarchiv Margit Kain