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RHYTHMUS

Jessica Tschurnig
Entwurf, 2013
die architektur

Dieser Entwurf geht ebenfalls nur von Turm und Kirchenraum als Bestand aus. Der neue Bauteil ist ein zweigeschossiger rechteckiger Block mit 14 mal 45 Metern, der sich an der östlichen Grundgrenze ausrichtet und damit zum Kirchenbauwerk im spitzen Winkel steht. Es verbleiben ein eindeutiger Vorplatz im Südwesten und ein Gartenraum im Norden des Grundstücks. Der Neubau selbst ist mit seinen Breitseiten gegen Südost und Nordwest gut für den Schulbetrieb geeignet. In seiner von schachbrettartigen KLH-Platten geprägten Anmutung unterscheidet er sich als ›Ingenieursbauwerk‹ eindeutig von der monolithischen Architektur des Bestandes.

Der ehemalige Kirchenrum nimmt im EG das Schulrestaurant und im OG den Saal für Tanz und Bewegung auf. Der Neubau mit den Ateliers und Räumen für PädagogInnen im EG und den Gruppenzentren mit Lernorten im OG zeigt den radikalen Ansatz, Schule als fließendes Raumkontinuum zu organisieren. Über mehrere Kreise, die als Schnittmuster gleichsam Ausstanzungen dienen, wird dem Inneren dieser rationalen ›Kistenarchitektur‹ eine weiche Welt von fließenden Räumen geschaffen. Es entstehen feine Möglichkeiten, Übergänge von hellen zu dunklen, introvertierten zu extrovertierten und von Innen- zu Außenräumen in einem Prozess der Aneignung durch die Nutzer gestalten zu lassen.

In diesem Kontext verliert nach (bescheidener) Meinung der Verfasserin »das traditionelle Klassenzimmer […] als Instruktionsraum seine zentrale Funktion und wird ein Raum unter anderen«. Das ›Klassenzimmer‹ wird in diesem Entwurf endgültig hinter sich gelassen. Ähnlich wie in der Hellerup Schule im Norden von Kopenhagen beginnt der gesamte Raum im Dienste des Tages für lehrende und lernende Menschen ein Werkzeug zu werden, das offen ist. Durch Vorhänge und Schiebetüren ließen sich unterschiedliche Sequenzen aus dem Raumkontinuum ›herausschälen‹. Generell zeigt sich ein hohes Maß an räumlicher Vielfalt, sodass die NutzerInnen »[…]  je nach Lernszenario eine Wahlmöglichkeit zwischen unterschiedlichen Raumsituationen zu haben«.

Diese Arbeit entstand im Rahmen des Projektes "ImPuls Schule Steyr"