Martin Höfers Dissertation untersucht die Rolle künstlerischer Interventionen an der Schnittstelle von Kunst, Massenmedien und Sport. Ziel ist es, neue Strategien für die künstlerische Praxis zu entwickeln und gesellschaftliche Strukturen sowie mediale Mechanismen kritisch zu hinterfragen. Der öffentliche Raum, zunehmend durch Massenmedien geprägt, wird als zentraler Ort der Auseinandersetzung betrachtet. Besonders der Leistungssport, der durch mediale Inszenierung und Kommerzialisierung eine hohe gesellschaftliche Relevanz besitzt, dient als Plattform für künstlerische Interventionen. Höfer untersucht die Wechselwirkungen zwischen Kunst und Sport, um neue Perspektiven auf die kulturellen und sozialen Dimensionen dieser Bereiche zu eröffnen.
Der Schwerpunkt der künstlerischen Intervention liegt auf der Betrachtung des sportkulturellen und ästhetischen Kontextes und wird als massenmediales Kunstwerk an den Schnittpunkten der Systeme KUNST, SPORT und MEDIEN im Umfeld des zeitgenössischen Leistungssports verortet. Der Fokus der künstlerischen Praxis liegt auf einer interaktiven Intervention aus dem Bereich der bildenden Kunst in die Systeme SPORT und MEDIEN. Dabei drückt sich die künstlerische Intervention im Sport partizipativ und disruptiv in den Medien aus.
Ein zentraler Aspekt der Dissertation ist die Entwicklung neuer begrifflicher Werkzeuge, um künstlerische Interventionen besser zu verstehen. Höfer führt sieben Arten der Intervention ein: partizipative, disruptive, reflexive, parasitäre, medienkritische, sportkulturelle und systemische Interventionen. Diese Kategorien unterscheiden sich durch ihre Ansätze und Wirkungsweisen. Partizipative Interventionen binden das Publikum aktiv ein, während disruptive Interventionen bestehende Strukturen bewusst stören. Reflexive Interventionen regen zur Selbstreflexion an, parasitäre Interventionen nutzen bestehende Systeme kritisch, und medienkritische Interventionen hinterfragen die Mechanismen der Massenmedien. Sportkulturelle Interventionen setzen sich mit den kulturellen Aspekten des Sports auseinander, während systemische Interventionen die Wechselwirkungen zwischen gesellschaftlichen Systemen untersuchen. Diese Typologie ermöglicht es, künstlerische Eingriffe präzise zu analysieren und ihre Wirkung zu bewerten.
Höfer kritisiert, dass klassische Modelle der Kunstwissenschaft oft nicht ausreichen, um die dynamischen Prozesse von Intervention und Partizipation in einem interdisziplinären Umfeld zu beschreiben. Diese Modelle sind häufig auf traditionelle Kunstwerke und museale Kontexte beschränkt und berücksichtigen nicht die komplexen Wechselwirkungen zwischen Kunst, Medien und Sport. Höfers Forschung integriert daher sportwissenschaftliche Perspektiven, um die kulturellen und sozialen Dimensionen des Sports zu beleuchten. Themen wie die Kommerzialisierung des Sports, die Rolle der Medien und die gesellschaftliche Bedeutung von Leistung und Wettbewerb werden kritisch reflektiert. Die sporthistorische Forschung liefert wichtige Grundlagen, um die Entwicklung des Sports und seine Verflechtung mit anderen gesellschaftlichen Bereichen zu verstehen.
Die Ergebnisse der Dissertation sollen nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch sichtbar gemacht werden. Höfer plant, die Erkenntnisse in Ausstellungen und massenmedialen Formaten zu präsentieren, um die Öffentlichkeit für die komplexen Beziehungen zwischen Kunst, Medien und Sport zu sensibilisieren. Die künstlerische Autonomie spielt dabei eine zentrale Rolle, da sie es ermöglicht, bestehende Strukturen kritisch zu hinterfragen und neue Perspektiven zu eröffnen.
Die interdisziplinäre Herangehensweise, die Kunst, Medienwissenschaft, Sportwissenschaft und Soziologie miteinander verbindet, ist ein zentraler Aspekt der Arbeit. Sie verankert die Forschung in einem breiten gesellschaftlichen und kulturellen Kontext und entwickelt innovative Ansätze für die künstlerische Praxis. Höfers Arbeit zeigt, wie Kunst als Schnittstelle zwischen gesellschaftlichen Systemen fungieren kann und welche Bedeutung sie für die Reflexion und Transformation dieser Systeme hat.
Betreuung
Hubert Lobnig
Kurzbiografie
Martin Höfer ist Konzept- und Medienkünstler, der sich auf die Schnittstellen von Kunst, Massenmedien und Sport spezialisiert hat. 2005 begann er sein Studium der Medienkunst an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Dort studierte er bei Christin Lahr und später bei Günther Selichar, in dessen Klasse für Mass Media Research und Kunst im medialen öffentlichen Raum. 2013 schloss er sein Studium mit einem Diplom der Bildenden Kunst mit Sehr Gut und Auszeichnung ab.
Seit 2023 ist Höfer Doktorand am Institut für Kunst und Bildung an der Kunstuniversität Linz, wo er unter Univ.-Prof. Mag.art. Hubert Lobnig forscht. Seit 2024 ist er Universitätsassistent mit Lehrauftrag für Künstlerische Praxis und Mitglied des PhD Research Collective der Kunstuniversität Linz. Seine Forschung widmet sich der Analyse künstlerischer Interventionen im Kontext von Massenmedien und Sport.
Internationale Gastaufenthalte in Norwegen, Ägypten, Jordanien, Litauen und den USA haben Höfers künstlerische Entwicklung geprägt. Besonders seine Aufenthalte an der Kunsthøgskolen i Bergen, der Helwan University Kairo und der Ohio State University Columbus erweiterten seinen Blick auf die Rolle von Kunst im öffentlichen Raum.
Höfers künstlerische Praxis ist interdisziplinär und verbindet Kunst, Medien und Gesellschaft. Seine Arbeiten, wie Siegen im Auftrag der Kunst und EISKANAL / Citius, Fortius, Altius., hinterfragen die Mechanismen von Massenmedien und Sportkultur. Mit seinen Interventionen und Performances zielt er darauf ab, neue Perspektiven auf gesellschaftliche Strukturen und kulturelle Praktiken zu eröffnen.