zum Inhalt

TAKE CARE! Sorge tragen im Kunstsystem #7

11. Dezember 2025, 11.00 Uhr Kunstuniversität Linz, Domgasse 1, Expostmusik, 4020 Linz

Die Abteilung Kunstgeschichte und Kunsttheorie lädt zum Vortrag von Sofie Mathoi.

Trotz des allgemeinen Bewusstseins für die komplexe Verflechtung der Kunst mit Macht- und Subjektpositionen, bleiben bestimmte Aspekte im Betriebssystem unerforscht. Hinter bekannten Protagonist*innen, Werken und Institutionen verbergen sich zahlreiche Handlungen und Prozesse, die infrastrukturell unverzichtbar sind, doch zugleich kaum Beachtung finden und unhinterfragt existieren.

Gleichzeitig gibt es Akteur*innen, die dies kritisch thematisieren. Sie schaffen Bewusstsein für die systemstiftenden Operationen des Zuhörens, Beziehungen Knüpfens, Koalierens, Organisierens, Unterstützens, Vermittelns, Schreibens, Bewahrens, Sammelns, Ordnens, Kalkulierens, Schreibens, Einladens… Insbesondere im Kontext machtpolitischer Umbrüche, sozialer Konflikte, institutioneller Transformationen, prekärer Räume sowie komplexer ökologischer und ökonomischer Realitäten hat ihre aktive Auseinandersetzung mit den gegebenen Infrastrukturen des Kunstbetriebs besondere Relevanz.

Sofie Mathoi lebt und arbeitet in Wien. Aktuell ist sie an der Akademie der bildenden Künste Wien im Referat für zeitgenössische Ausstellungen tätig, wo sie sich mit Fragen von kuratorischer Praxis, institutionellen Lernprozessen und Produktionsstrukturen im Ausstellungswesen auseinandersetzt. Zuvor studierte sie Kunstgeschichte an der Universität Wien und an der Karl-Franzens-Universität Graz. Während ihres Studiums sammelte sie praktische Erfahrung als Assistentin im Kunstverein Medienturm Graz sowie als Volontärin im Grazer Kunstverein. Anschließend war sie als Kuratorin im Grazer Kunstverein und im Kölnischen Kunstverein tätig. Von 2018 bis 2022 arbeitete sie in der Kunstsammlung und im Archiv der Universität für angewandte Kunst Wien, wo sie unter anderem zu Friedrich Berzeviczy-Pallavicini forschte.

In ihrer Arbeit interessiert sie sich für die Bedingungen und Möglichkeiten von Ausstellung als Denk- und Erfahrungsraum – als Ort, an dem Vermittlung, Öffentlichkeit und Institution ineinandergreifen. Dabei verbindet sie organisatorische und kuratorische Praxis mit einer kritischen Reflexion über Formen der Zusammenarbeit und Sichtbarkeit innerhalb künstlerischer und gesellschaftlicher Kontexte.

Das Format TAKE CARE! versammelt Expert*innen, die das System handelnd hinterfragen und einen Dialog eröffnen, der sich mit dem Konzept und der Praxis des „curare“ (lateinisch für „kümmern“) beschäftigt; also mit der Verpflichtung gegenüber Menschen, Objekten und Orten und der Verantwortung für einen respektvollen Umgang mit der Welt, die sie umgibt. Dabei sollen insbesondere Personen zu Wort kommen, die in ihrer Praxis Fragen von Partizipation, Ein- und Ausschlüssen sowie transkulturellen Bedingtheiten adressieren. Im Kontext der kuratorischen Praxis bedeutet dies, sich keineswegs bloß um die Auswahl und Präsentation der Kunst, sondern um Kunstwerke, Künstler*innen und Betrachter*innen gleichermaßen zu kümmern, sich für sie einzusetzen. Durch ihre Fürsorge schaffen sie Verbindungen, fördern Reflexion und Dialog und etablieren eine Atmosphäre des Respekts.

TAKE CARE! lädt diejenigen, die in verschiedensten Arten und Weisen an der Konstruktion von Infrastrukturen beteiligt sind und sich mit sozio-politischen Bedingungen und Widerständigkeiten auseinandersetzen, ein, an einem Tisch Platz zu nehmen und ihre Erfahrungen zu teilen.