Abstract
Die Vergangenheit und unser Wissen über sie prägen unsere Perspektiven, wie wir die Welt wahrnehmen und wie wir darin handeln. Denkmäler, Ortsbezeichnungen und Repräsentationen im öffentlichen Raum beeinflussen somit unsere Perspektive auf die Gegenwart und Zukunft.
Ihre Erzählungen sind konstitutiv an Identitätsbildungen geknüpft. Das Thema der Erinnerung und koloniale Repräsentationen von weißer Vorherrschaft in Form von Denkmälern und Ortsbezeichnungen stehen heute international zur Debatte. Denkmalstürze und Interventionen an Denkmälern an vielen Orten verdeutlichen die Dringlichkeit, Fragen zu Denkmal- und Erinnerungspolitik aus kritischer Perspektive aufzugreifen. Beispiele dafür sind die Debatten um die Ortsbezeichnung der M*Straße oder die Umbenennung des Gröbenufer zu May-Ayim-Ufer in Berlin sowie die Denkmalstürzung des Edward-Colston-Denkmals in Bristol, die Denkmäler Leopolds II. in Belgien oder die Statuen Cecil Rhodes’ in Cape Town und Oxford.
Das Vorhaben widmet sich idealisierter kolonialer Kontinuitäten anhand von spezifischen Denkmälern und repräsentativen Orten in Wien Alt-Hietzing. Die Forschungsarbeit sieht in künstlerisch-forschend-vermittelnder Praxis großes Potential, Herausforderungen kritischer Erinnerungsarbeit zu begegnen und koloniale und anthropozentrische Wissens- und Seinsordnungen zu analysieren, zu reflektieren und zu überwinden. Als Forschungsvorhaben, das sich mit Wissensordnungen auseinandersetzt und sich selbst als vermittelnde Praxis versteht, sucht das Projekt nach alternativen (Ver)Lernkonzepten, die sich an kolonialen/modernen Dichotomien von Geist/Körper sowie Natur/Kultur abarbeiten. Die Praxis ist multiepistemisch und transdisziplinär angelegt und verortet sich an der Schnittstelle von theoretischer Reflexion und künstlerisch-forschender und vermittelnder Praxis. Der theoretischen Reflexion dienen posthumanistische und dekoloniale Ansätze in Bezug auf Bildungspraxis sowie in der epistemologischen und ontologischen Bedeutung der spezifischen Denkmäler und repräsentativen Orte. Die Entwicklung einer Vermittlungsmethode wird mittels einer Praxisforschung begleitet. Das Ziel dabei ist die Entwicklung affektiv-materieller performativer und vermittelnder Praxen und deren kritische Prüfung in Bezug auf responsive Reflexivität und affektive Sensibilitäten. Das Unterfangen versteht sich als zukunftsorientierte "historische" Arbeit, um hegemoniale Wissensordnungen zu dekonstruieren und Möglichkeitenvon alternativen Zukünften, Solidaritäten und Transformationen zu generieren.