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TALK

TAKE CARE! Sorge tragen im Kunstsystem #8

8. Jänner 2026, 11.00 Uhr Kunstuniversität Linz, Domgasse 1, Expostmusik, 4020 Linz

Die Abteilung Kunstgeschichte und Kunsttheorie lädt zum Vortrag von Christoph Lepschy und Kai Ohrem.

Trotz des allgemeinen Bewusstseins für die komplexe Verflechtung der Kunst mit Macht- und Subjektpositionen, bleiben bestimmte Aspekte im Betriebssystem unerforscht. Hinter bekannten Protagonist*innen, Werken und Institutionen verbergen sich zahlreiche Handlungen und Prozesse, die infrastrukturell unverzichtbar sind, doch zugleich kaum Beachtung finden und unhinterfragt existieren.

Gleichzeitig gibt es Akteur*innen, die dies kritisch thematisieren. Sie schaffen Bewusstsein für die systemstiftenden Operationen des Zuhörens, Beziehungen Knüpfens, Koalierens, Organisierens, Unterstützens, Vermittelns, Schreibens, Bewahrens, Sammelns, Ordnens, Kalkulierens, Schreibens, Einladens… Insbesondere im Kontext machtpolitischer Umbrüche, sozialer Konflikte, institutioneller Transformationen, prekärer Räume sowie komplexer ökologischer und ökonomischer Realitäten hat ihre aktive Auseinandersetzung mit den gegebenen Infrastrukturen des Kunstbetriebs besondere Relevanz.

Christoph Lepschy lebt und arbeitet zwischen München und Salzburg. Er studierte Literatur- und Theaterwissenschaft in München und Dublin und war seit den 1990er-Jahren als Dramaturg an verschiedenen Stadt- und Staatstheatern tätig. Seit 2009 lehrt er als Professor für Dramaturgie an der Universität Mozarteum Salzburg, wo er insbesondere transkulturelle Theater- und Performanceprojekte mit Schwerpunkt China initiiert. In seiner Arbeit erkundet er die Strukturen szenischer Prozesse als Form gesellschaftlicher Kommunikation — dabei interessiert ihn die Wechselwirkung von Text, Körper und Raum im internationalen Dialog.

Kai Ohrem ist Theaterregisseur und Hochschulprofessor mit Wohnsitz in Salzburg. Nach einem Studium der Komparatistik und Musikwissenschaft in Berlin arbeitete er zunächst als Regieassistent und freier Regisseur an diversen Häusern, bevor er 2011 eine Professur für Schauspiel an der Universität Mozarteum Salzburg übernahm. Sein Regiewerk ist geprägt von der Verknüpfung von Ensemblepraxis, Raum- und Stadtbezug: Er versteht Theater als Erfahrungsfeld, das lokale Gegebenheiten aufgreift und in Beziehung zur Gesellschaft setzt.

Das Format TAKE CARE! versammelt Expert*innen, die das System handelnd hinterfragen und einen Dialog eröffnen, der sich mit dem Konzept und der Praxis des „curare“ (lateinisch für „kümmern“) beschäftigt; also mit der Verpflichtung gegenüber Menschen, Objekten und Orten und der Verantwortung für einen respektvollen Umgang mit der Welt, die sie umgibt. Dabei sollen insbesondere Personen zu Wort kommen, die in ihrer Praxis Fragen von Partizipation, Ein- und Ausschlüssen sowie transkulturellen Bedingtheiten adressieren. Im Kontext der kuratorischen Praxis bedeutet dies, sich keineswegs bloß um die Auswahl und Präsentation der Kunst, sondern um Kunstwerke, Künstler*innen und Betrachter*innen gleichermaßen zu kümmern, sich für sie einzusetzen. Durch ihre Fürsorge schaffen sie Verbindungen, fördern Reflexion und Dialog und etablieren eine Atmosphäre des Respekts.

TAKE CARE! lädt diejenigen, die in verschiedensten Arten und Weisen an der Konstruktion von Infrastrukturen beteiligt sind und sich mit sozio-politischen Bedingungen und Widerständigkeiten auseinandersetzen, ein, an einem Tisch Platz zu nehmen und ihre Erfahrungen zu teilen.