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Der Stand der Bilder

Wie sieht es aus mit unserer Wahrnehmung, gesehen in der Zeit?
Ereignisse werden zu Momentaufnahmen, die Wirklichkeit zerfällt in eine stroboskopartige aufblitzende Kette zahlloser Geschehnisse, von denen der Mensch nur Bruchteile erfasst du in seiner Erinnerung verändert.
Tagtäglich wird unser Wahrnehmungsvermögen mit unzähligen Bildern bombardiert. Wach registrieren wir 24 Frames in der Sekunde, aber selbst in den Schlaf hinein folgen sie uns. Die Fotografie gab uns die Möglichkeit, binnen einer 1000stel Sekunde die Ewigkeit einzufrieren. Und so gibt es rund um den Globus tausende und abertausende eingefrorener Momente. Das elektronische Zeitalter trägt das seinige dazu bei. In diesem Wust von Bildern stehen wir übersättigt und haben dennoch Hunger – Hunger nach Neuem.
Wenn der Bestand der Teile genauer ist als die Wirklichkeit des Ganzen, könnte man sagen - ´ran and Detail. In der Tat sieht die Fotografie durch ihren permanenten Wechsel der Blickwinkel und Orientierungspunkte das, was sie sieht , genauer als das menschliche Auge. Fotografie, richtig gehandhabt, kann Aspekte der Wirklichkeit aufdecken und geheime Zusammenhänge entlarven. Diese wissenschaftlichen Erklärungen und die daraus resultierenden Techniken sind für unsere Imaginationen unerlässlich aber sie bleiben banal: Erklärungen sind Banalitäten. Von Interesse sind das Erleben, da Abenteuer und Information, welche mir Einsicht in weit größere Zusammenhänge gewährt. Wesentlich ist der Zustand hier und jetzt und eine Vision, die darüber hinausführt: eine Anarchie der kulturellen Disziplinen, keine beherrscht die andere. Nur die Imagination versöhnt jene Gegensätze, die sich zuweilen selbst zu zerstören drohen – aber wen stört das schon?

Johannes Wegerbauer

Katalog: 47 Seiten, zahlr. Abb.
Erschienen: 1993
Herausgeber: Hochschule künstlerische und industrielle Gestaltung, Linz
Sprache: Deutsch