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at.venture

mit dem Beitrag von Christa Sommerer:
ZUSCHAUER ZUM GÄRTNER GEMACHT

Schnelle Grafik-Karten, großflächige Monitore – das sind die wichtigsten Utensilien der Multimedia- Künstler Christa Sommerer und Laurent Mignonneau. Jetzt haben die beiden für ihre Installationen eine neue Technologie zum Patent angemeldet.

Wir beschäftigen uns schon seit Mitte der 90er Jahre mit Objekten, die in irgendeiner Weise auf die Betrachter reagieren“, erzählt Christa Sommerer, Co-Leiterin des Masterstudien-Programms Interface-Culture an der Linzer Kunstuniversität. „Dabei ist es fast immer darum gegangen, dass der Input des Betrachters Pflanzen wachsen lässt.“ Jüngstes Beispiel aus dieser Serie ist das „Wissensgewächs“, das Sommerer und Laurent Mignonneau im Vorjahr in Bochum realisierten.

Die Stadt Bochum war 2007 zur Wissenschaftsstadt des Jahres ernannt worden. Aus diesem
Anlass konnten Anrainer beliebige Schmöker gegen populärwissenschaftliche Bücher tauschen. Umschlagplatz war ein Container an prominenter Stelle im Stadtzentrum. Die Hülle dieses Containers überzogen Sommerer und Mignonneau mit 16 großformatigen Displays.
„Dort waren Pflanzen zu sehen, deren Wachstum auf die Anzahl der Betrachter und
auf die Frequenz ihrer Bewegungen reagiert haben“, so Sommerer. Hüpften viele Besucher, so sprossen die Pflanzen wild in alle Richtungen. Stand dagegen nur einer regungslos vor dem Container, kümmerte das Pflänzchen vor sich hin. Nach einiger Zeit verschwamm das frische Grün wieder und erschien wie durch ein Milchglas betrachtet – und bildete so den Hintergrund für die wachsende Pflanze des nächs–ten Betrachters.
„Natürlich sind wir immer auf der Suche nach schnelleren Grafik-Karten und billigerem Großformat-Display“, sagt Sommerer, die sich als „Hybrid-Künstlerin“ sieht, weil sie an der Schnittstelle von Technologie und Kunst agiert. Wenn die technische Entwicklung nicht schnell genug geht, dann wird sie eben selbst technologisch kreativ. Mitte Mai ließen sich Christa Sommerer, Laurent Mignonneau und Michael Shamiyeh den Prototypen eines Solar-Displays patentieren. Die Solarpaneele nutzen die einfallende Lichtenergie, um
Schriftzeichen oder Bilder darzustellen. „Jetzt suchen wir einen Sponsor, mit dem wir das in größerem Maßstab umsetzen können.“ Noch können die Paneele nur Graustufen darstellen, doch auch eine Farb-Version wäre denkbar, so Sommerer. Der entscheidende Vorteil:
Dann könnten die Solardisplays auch Pflanzengrün zeigen.

Ausgabe: Nr. 12 Juni 2008

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