mit 1. Dezember 2025
Manuela Naveau, international gefragte Kuratorin der Medien- und Digitalen Kunst, wird von der Kunstuniversität Linz mit 1. Dezember zur Professorin für Interface Cultures / Critical Data berufen und führt damit ihre langjährige Tätigkeit an der Schnittstelle von interaktiver Kunst, Digitalkunst, Interface Cultures und Critical Data fort. Sie widmet sich crossdisziplinären Themenstellungen und entwickelt aktuelle künstlerisch- und kuratorisch forschende Positionen und Strategien.
Manuela Naveau arbeitet nicht nur als Wissenschafterin, sie ist auch Initiatorin des Kunstuni Campus während des Ars Electronica Festivals. Vor ihrer Tätigkeit an der Kunstuni Linz startete sie gemeinsam mit Gerfried Stocker die Abteilung Ars Electronica Export, die sie fast 18 Jahre lang leitete. Seit 2020 ist Manuela Naveau Universitätsprofessorin für Critical Data in der Abteilung Interface Cultures am Institut für Medien an der Kunstuniversität Linz, die sie seit Februar 2023 leitet und wo sie die Critical Data Research Group initiierte.
Rektorin Brigitte Hütter zur erneuten Berufung: „Mit Manuela Naveau ist die für die gesamte Kunstuniversität und besonders für das Institut für Medien so wichtige Professur für Interface Cultures / Critical Data als lokal verankerte und international wirkende Person wieder bestens besetzt und damit ein wichtiger Schritt getan, um die hervorragende Arbeit weiter zu stärken.“
Eine Professur zu Interface Cutures / Critical Data,
eine Standortbestimmung von Manuela Naveau
Das Masterprogramm Interface Cultures an der Kunstuniversität Linz bildet Studierende im Bereich Medienkunst/Digitale Kunst aus. Studierende und Forschende experimentieren hier an den Schnittstellen zwischen unserer analogen und digitalen Welt aus sowohl technischer, künstlerischer und sozial-politisch beobachtender Perspektive. Die Kombination aus technischem Verständnis und künstlerischem Ansatz, die im Curriculum verankert ist, ermöglicht es den Studierenden, eine transdisziplinäre, interstitielle Haltung einzunehmen, die es ihnen erlaubt, Fragen aus Zwischenräumen heraus zu formulieren – und gerade weil wir entschlossen sind, der Dominanz dichotomen Denkens entgegenzuwirken, befinden wir uns in einer Kultur des Dazwischen: Interface Cultures.
Das Masterprogramm wurde 2004 an der Kunstuniversität Linz eingerichtet und baut auf der Erforschung künstlerischer Mensch–Maschine-Interaktion auf, die seit den 1990er Jahren verstärkt stattfand. Möglich wurden diese Entwicklungen durch die renommierten Medienkünstler*innen Christa Sommerer und Laurent Mignonneau, die die Abteilung gründeten und ihre Vision prägten. Es gilt als eines der ersten interdisziplinären und transdisziplinären Programme, die Medien-/Digitalkunst mit Informatik und Ingenieurwissenschaften verbinden. Seit Beginn des Masterprogramms setzen sich die Studierenden kritisch mit Kommunikationstechnologien, interaktiven Systemen und sensorbasierten künstlerischen Umgebungen auseinander, ebenso wie mit spielerischen Strategien, um sich von den digitalen Kontrollmechanismen vernetzter Realitäten zu befreien. Ab den 2010er-Jahren rückten auch die Strategien sozialer Medien zunehmend in den Fokus, ebenso wie Praktiken der Visualisierung, Sonifizierung und Materialisierung digitaler Daten und der Sichtbarmachung ihrer zugrunde liegenden Infrastrukturen. Dies führte 2020 zur Einrichtung der neuen Professur Critical Data, die an der Kunstuniversität Linz als eine der ersten kunstbasierten Professuren zu diesem Thema etabliert wurde. Sie widmet sich der künstlerischen und wissenschaftlichen Erforschung von Daten und datenverarbeitenden Systemen durch vielfältige theoretische und praktische Ansätze. Dazu gehören technische, ethisch-philosophische, politisch-ökonomische sowie zeitlich-räumliche Perspektiven; besondere Aufmerksamkeit gilt Fragen der Diskriminierung und systemischer Benachteiligung.
Forschende verschiedener Disziplinen erkannten in den Critical Data Studies ein gemeinsames Forschungsfeld – ein Begriff, der erstmals 2014 von den Geographen und Raumwissenschaftlern Dalton und Thatcher verwendet wurde, jedoch auf wichtigen Prinzipien basieren, die die Technologie- und Social-Media-Forscherin danah boyd und die KI Forscherin und Journalistin Kate Crawford (heute bekannt durch ihr 2021 veröffentlichtes Buch Atlas of AI) damals im September 2011 in ihrem einflussreichen Paper vorstellten. Ein Paper, das bereits feministische Ansätze und Gegentechnologien hervorhob, Kontexte thematisierte, um das neoliberale Framing zu verstehen und zu benennen, welches bei der Arbeit mit Daten eine Rolle spielt.
Es braucht also eine transdisziplinäre Gegenkultur (siehe McQuillan, 2018), um dem rasanten Fortschritt von KI-Technologie – von groß angelegten Plattformen bis hin zu unsichtbaren eingebetteten Systemen – ein gesellschaftliches Alternativdenken entgegenzustellen. Künstlerisch- und kuratorisch forschende Student*innen experimentieren, in welchem Ausmaß Benachteiligung und Diskriminierung in diese Systeme eingewoben sind, indem sie diese über vielfältige künstlerische Methoden wahrnehmbar machen. In diesem Kontext bietet die feministische Perspektive jungen Künstler*innen eine Möglichkeit, gegenkulturelle Praktiken innerhalb der HCI-Forschung (Human-Computer Interaction) zu entwickeln und zu thematisieren.
Wenn wir unsere Welt und eine mögliche Gegenkulktur nicht den Ingenieur*innen, Informatiker*innen und Datenwissenschaftler*innen alleine überlassen möchten, benötigen wir die Medien- und Digitale Kunst: Wir appropriieren den Begriff Critical Data und erforschen ihn seit 2020 im Kontext der Kunst.
Manuela Naveau, PhD (Linz/AT) ist Universitätsprofessorin, unabhängige Kuratorin und künstlerisch forschend tätig. Fast 18 Jahre lang arbeitete sie als Leiterin von Ars Electronica Export, als Kuratorin und entwickelte gemeinsam mit dem Künstlerischen Leiter Gerfried Stocker die Abteilung Ars Electronica Export, die sie seit ihrer Gründung operativ leitete. Seit 2020 ist Manuela Naveau Universitätsprofessorin für Critical Data am Department Interface Cultures / Institut für Medien an der Kunstuniversität Linz, das sie seit Februar 2023 leitet und in diesem Zuge die Critical Data Research Group ins Leben rief. Zuvor hatte sie Lehraufträge an der Paris Lodron Universität Salzburg, der Donau-Universität Krems u. a. inne und war als Gastprofessorin am Future.Lab der Technischen Universität Wien eingeladen. Ihre Monographie „Crowd and Art – Kunst und Partizipation im Internet“ erschien im transcript Verlag, Deutschland. Das Buch basiert auf ihrer Dissertation, für die sie mit dem Award of Excellence des Bundesministeriums für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft ausgezeichnet wurde.
manuelanaveau.at