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VORTRAG

Über die Künstlerin Gabriele Stötzer

10. Dezember 2025, 19.30 Uhr Kunstuniversität Linz, Domgasse 1, 4. OG, Expostmusik

Die Abteilung Künstlerische Praxis lädt zu Gastvortrag und Podiumsdiskussion mit Ulrike Bestgen und Gabriele Stötzer.

In einer Zeit, in der autoritäre Strukturen und ihre gesellschaftlichen Folgen verstärkt im Fokus stehen, beleuchtet Dr.in Ulrike Bestgen das künstlerische Werk von Gabriele Stötzer. Anhand von Lebenslinien zeichnet Bestgen nach, wie Stötzers Praxis — geprägt durch persönliche Konfrontation mit staatlicher Repression, die radikale Entscheidung gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns, Inhaftierung in Hoheneck und Studienunterbrechung — in Fotografie, Super‑8‑Filmen, Videoprojekten und literarischen Texten Gestalt annimmt. Stötzers Arbeiten verhandeln Entmündigung, die Regulierung weiblicher Körper und Identitäten sowie das Verhältnis von Öffentlichkeit und Intimität in einem überwachten Staat.

Als zentrale Akteurin der alternativen Kunstszene in Erfurt schuf Stötzer Räume des Widerstands und der Gegenöffentlichkeit — darunter die „Galerie im Flur“ — und engagierte sich nach 1989 aktiv für Demokratisierungsprozesse, etwa durch die Besetzung einer Stasi‑Bezirksverwaltung und die Sicherung von Akten. Bestgen wird aufzeigen, wie Stötzers direkte Sprache und forderndes künstlerisches Vorgehen eine spezifische feministische Ästhetik formen, die Autorschaft, Erinnerung und kollektive Verantwortung verknüpft. Der Vortrag stellt Stötzers Werk als nachhaltige Kritik an autoritären Mechanismen und als Modell dafür dar, wie künstlerische Praxis demokratische Praxis stärken kann.

Dr.in Ulrike Bestgen (Abteilungsleiterin Moderne und Gegenwart, Bauhaus‑Museum Weimar) wird Stötzers künstlerisches Werk im Kontext von Staat, Repression und feministischer Praxis vorstellen. Im Anschluss diskutieren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Aspekte von Erinnerung, Autorschaft und demokratischem Engagement in der Kunst.

Die Veranstaltung wird von Carolyn Amann (Abteilung Kulturwissenschaft / Kunstuni Linz) und Martin Höfer (Abteilung Künstlerische Praxis / Kunstuni Linz) organisiert und ist Teil der Lehrveranstaltung „das brennen der worte im mund: gesprochene Sprache in Theorie und Praxis“.

Podiumsdiskussion mit: Carolyn Amann | Ulrike Bestgen | Martin Höfer | Gabriele Stötzer

Gabriele Stötzer, Performance Abwicklung, 1983, Fotografie: Heike Stephan. Fotografien auf Karton, Klassik Stiftung Weimar, Direktion Museen, Grafische Sammlung