Projektleiter*in: Univ.-Prof. i.R. Dr. Roland Innerhofer
Projektteam: Dr. Christian Zolles, DI Christoph Steindl BSc
Projektpartner*innen: Prof. Dr. Urte Helduser (Universität Oldenburg), Prof. Dr. Nils Reiter (Universität Köln)
Art der Förderung: FWF, DFG, Projektschiene: Internationale Programme (Weave)
Projektlaufzeit: Oktober 2025 bis September 2028
Institut: ifk
Das Forschungsprojekt widmet sich aus literatur- und wissensgeschichtlicher Perspektive und unter Einsatz von Verfahren der Digital Humanities und der Computerlinguistik (CL) dem Feuilleton Wiener Tageszeitungen der Zwischenkriegszeit. Im Zentrum der Untersuchung steht das biopolitische Wissen, insbesondere Diskurse um Eugenik, Hygiene und Körperkultur, die prägend für die mediale Kultur der Moderne sind. Dem Feuilleton Wiener Tageszeitungen kommt in diesem Zusammenhang eine besondere Bedeutung zu, da die österreichische Metropole in der Zwischenkriegszeit ein Zentrum medizinisch-biologischer Forschung und ihrer populären Vermittlung bildet und als gesellschaftspolitisches Labor für die Reformprojekte der sozialdemokratischen Kommunalregierung des „Roten Wiens“ dient. Im Projekt sollen die beiden führenden und für das politische und kulturelle Leben prägenden Wiener Tageszeitungen des frühen 20. Jahrhunderts, die Arbeiter-Zeitung und die Neue Freie Presse, vergleichend untersucht werden und so das kulturelle und weltanschauliche Spannungsfeld zwischen Austromarxismus und liberal-bürgerlichem Lager in den Blick genommen werden.
Dabei gilt es, die vielfältigen Erscheinungsformen des Zeitungsfeuilletons zwischen gesellschaftlicher Debatte, Wissenschaftsvermittlung, Literatur und Kunst zu untersuchen. Ein besonderer Fokus liegt auf den in den Zeitungen publizierten literarischen Texten. In der Arbeiter-Zeitung und der Neuen Freien Presse publizierte Romane und Erzählungen von Autor:innen wie Joseph Roth, Leo Perutz, Veza Canetti, Gina Kaus, Rudolf Brunngraber, Karel Čapek, Karl Schönherr und anderen reflektieren in einer bislang kaum erforschten Dimension zeitgenössische Diskurse der Eugenik und Körperkultur. Die Verbindung von Wissensgeschichte mit medien- und gattungsbezogenen Perspektiven auf das Feuilleton soll nicht zuletzt die ästhetische Dimension biopolitischen Wissens in der Moderne des frühen 20. Jahrhunderts ausleuchten.
Mit der im Zuge des Projektes durch die Österreichische Nationalbibliothek durchgeführten Aufbereitung der beiden Zeitungen wird ein umfangreiches digitales Textkorpus vorliegen, mit dem dann auch Verfahren aus Computerlinguistik und Digital Humanities für die datengetriebene wissensgeschichtliche Forschung fruchtbar gemacht werden können. Zu diesem Zweck verfolgt das Projekt auch methodische Ziele: Diese bestehen in der automatischen Erkennung von Referenzen auf Personen, Werke und Themen in dem aus verschiedenen Textsorten bestehenden historischen Zeitungstext. Für die Erkennung von Personen- und Werkreferenzen werden Verfahren der named entity recognition erweitert und angepasst. Die Erkennung von narrativ vermittelten Themen ist die zweite Hauptaufgabe im Projekt, die mit word embeddings und topic modeling angegangen wird.
Kontaktperson: Roland Innerhofer
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